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    The White Stripes
    Icky Thump

    VÖ: 15.06.2007 | Label: Beggars/Indigo
    Text:
    Platte des Monats
    The White Stripes - Icky Thump

    Der Seitensprung mit den Raconteurs hat Jack White spürbar gut getan. War „Get Behin Me Satan“ ein typisches Künstleralbum nach dem Mainstream-Durchbruch, beglücken uns The White Stripes wieder mit ihrer einzigartigen, erfrischend direkten Definition von brüchig-sprödem Rock’n’Roll.

    Die Vermutung lag nahe, dass Jack White seine Leidenschaft für schweren Riffrock nun vornehmlich mit seiner Zweitband The Raconteurs auslebt, doch dieser Erwartung widersetzt sich das gern widerspenstige Detroit-Duo. Statt strikter Trennung verfließen die Grenzen, und der Rock-Desperado setzt nun auch im Verbund mit Meg White wieder verstärkt auf den auf „Broken Boy Soldiers“ zelebrierten 70s-Sound. Das Piano hat Pause, nun dominiert wieder unangefochten die Gitarre, was ja für die White Stripes kein Novum ist, aber immerhin eine dezente Abkehr von dem mit „Get Behind Me Satan“ angedeuteten Trend, besonders solche White-Stripes-Nerds zu befriedigen, die an der Band in erster Linie ihre Ausflüge ins Obskure lieben. Auf „Icky Thump“ dröhnen nach Herzenslust die Riffs, Meg lässt ihre Becken ungedämpft scheppern, und Jacks Gesang tönt noch überkandidelter als zuvor. Neben dem schon vorher oft präsenten Robert Plant ruft er zuweilen Erinnerungen an Rod Stewart („Effect And Cause“) oder gar Glamrocker vom Schlage Brian Connolly (The Sweet) oder Noddy Holder (Slade) wach. Und wenn er beim grandios gelungenen Cover des Patti-Page-Hits „Conquest“ voller Pathos und Inbrunst schmettert, sieht man ihn förmlich vor sich, wie er im edlen Rächeroutfit mit theatralischer Geste die Mariachibläser dirigiert. Anders als beim Vorgänger muss man nach Hitpotenzial nicht lange suchen, das findet sich zum Beispiel auf Anhieb beim wilden Rocker „Bone Broke“, der den Hörer mit wüsten Wechseln und infernalischem Gitarrenlärm wachrüttelt, der mit schmeichelnder Stimme und Gänsehaut-Orgel vorgetragenen Ballade „A Martyr For My Love For You“ oder dem opulenten „You Don’t Know What Love Is (You Just Do As You’re Told)“. Letzterer Titel liefert dem Boulevard eine herrliche Steilvorlage für Spekulationen, ob es sich hierbei um ein arg spätes Nachtreten in Richtung seiner Ex Renee Zellweger ist, doch eine Antwort wird uns Geheimniskrämer White wie immer schuldig bleiben – was in dem Fall leicht zu verschmerzen ist. Schalten wir also schnell zurück zum Musikkanal, wo aus zig Fragmenten der verblüffend runde „Catch Hell Blues“ entsteht, der Southern-Blues-Rocker „Rag And Bone“ ausgelassen sein Unwesen treibt und das orgelnde Epos „I’m Slowly Turning Into You“ mit halsbrecherischen Breaks für staunende Begeisterung sorgt. Prägnanter Neuzugang im minimalistischen Instrumentarium der White Stripes ist ein Dudelsack, der beim Aufeinanderprallen mit der Hammond-Orgel hübsche Geräuschkulissen für den mit fein vertrackten Rhythmen aufwartenden Titeltrack liefert, dem folkigen „Prickly Thorn, But Sweetly Worn“ nette Highland-Atmosphäre verleiht und beim an experimentelle Velvet-Underground-Fiedelorgien erinnernden „St. Andrew (This Battle Is In The Air)“ auch ganz schön nerven kann. Doch dieses Intermezzo ist angenehm kurz gehalten und der gesamte Rest des Albums mal wieder eine Klasse für sich.

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