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    The Soundtrack Of Our Lives
    Origin Vol. I

    VÖ: 11.10.2004 | Label: Telegram/Warner
    Text:
    Platte des Monats
    The Soundtrack Of Our Lives - Origin Vol. I

    Eine bewegende Verneigung vor dem Song an sich: Wäre die Rockwelt ein Zirkus, dann wären TSOOL momentan die Hauptattraktion.

    Und das war beileibe nicht immer so. „Unterbewertet!“, „Sträflich missachtet!“, schrieen Kenner der sechsköpfigen Schweden-Truppe spätestens mit Erscheinen des dritten Albums „Behind The Music“. Und das taten sie so lange, bis selbst die Gallagher-Brüder hinhörten und auch hierzulande der Letzte wusste, dass das tolle Stück, zu dem man so gut tanzen kann, „Sister Surround“ hieß und von wem es stammte. Seit „Behind The Music“ sind fast vier Jahre ins Land gezogen, und nach etwa hundertdreiundachtzig Änderungen heißt das neue Werk nun „Origin Vol. I“. Sage und schreibe 45 Stücke soll sie aufgenommen haben, diese ungewöhnliche Band um den bärtigen, schrullige Gewänder tragenden Vollfrontmann Ebbot Lundberg. 12 haben es auf den ersten Teil einer offensichtlichen „Origin“-Reihe geschafft – samt und sonders mit großem Können komponiert, mit großer Hingabe bis ins Detail musikalisch ausgekleidet und abgerundet. „There goes my childhood/ There goes all I thought was true“, startet das 50-minütige Epos zu herzstechenden Akustikgitarren und schummrig-verzerrten Sixties-Läufen. Wenig später geht Lundberg zu seinem Refrain über, das Schlagzeug rollt ins Gesamtbild, eine Orgel erzeugt schwerelose Weite. Diese Band war immer schon zu groß für die Garage. Dann ebbt alles langsam ab und geht über zu „Transcendental Suicide“ – einem von Hookline zu Hookline springenden Rockstück, fordernd und fulminant stampfend im Refrain. „Bigtime“, die erste Auskopplung, schlägt den Bogen zurück zum heimlichen Hit „Sister Surround“, treibt nach vorn und bittet von der ersten Sekunde die Füße auf den Tanzboden. Doch das Sextett kann auch anders. „Heading For A Breakdown“ schraubt Tempo und Hysterie kurzerhand ebenso herunter wie das Lundberg/Jane Birkin-Duett „Midnight Children“: Die getragene 70er-Melodie ist’s, die hier zählt, einmal mehr die famose Stimme Lundbergs, und Jane Birkin haucht hier und da erotisch-zurückhaltend Französisches dazwischen. Eine äußerst einfühlsame Ballade an die Kinder der Nacht, die am Ende doch alle kleine Könige und Königinnen sind. Dann setzen TSOOL wieder zum rockigen Reigen an: Melodiös wie die Beatles, energisch wie die Stones, psychedelisch wie Led Zeppelin und am Ende doch ganz klar The Soundtrack Of Our Lives. Mit dem fetzigen Rocker „Royal Explosion (Part II)“ folgt der nächste Höhepunkt, ein etwas schwachbrüstiges und unmotiviertes „Wheels Of Boredom“ machen das sanft fließende, hinreißend schöne „Borderline“ und der abschließende Sechsminüter „Age Of No Reply“ mit seiner charmanten Doors-Orgel schnell wieder vergessen. Wer eine durchgehend rockende Tanzplatte erwartet hatte, wird anfangs ein bisschen enttäuscht sein. Denn hier steht jeder Song für sich selbst, strahlt in einem eigenen Licht und will auch ganz für sich entdeckt werden. Erst dann entfalten sich Magie und Tanzfaktor. „Origin Vol. I“ ist ein Paradestück an ausgefeiltem Songwriting und ganz einfach Rockmusik in ihrer schönsten Gestalt. Es ist der Soundtrack zu unserem Leben. Schön, dass ihn jemand geschrieben hat.

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