The Night Marchers
Allez! Allez!

Es muss ein angeborenes Talent sein, ein tief in seiner DNA verankertes Gespür für gute Tunes. Wie ließe sich sonst erklären, dass ein Mann, also Speedo, zig Alben mit Drive Like Jehu, Rocket From The Crypt, Hot Snakes, Sultans und The Night Marchers aufnimmt, ohne je zu enttäuschen. Oder: ohne je irgendetwas Durchschnittliches abzuliefern. Auch „Allez! Allez!“, das erste Album der Marchers seit dem Debüt „See You In Magic“ vor fünf Jahren, spielt in der gemieteten Oberliga mit. Schief geht mit so einem Team eh nichts. Die Band besteht immer noch zu Dreivierteln aus den Hot Snakes, neben Speedo ist das Gitarrist Gar Woods (Beehive And The Barracudas, Tanner), Schlagzeuger Jason Sinclair (Delta 72, Mule, Bardo Pond) und neuerdings am Bass: Thomas Kitsos, zuvor bei den kanadischen Rock’n’Roll-Zerstörern CPC Gangbangs. Allez! Allez! besitzt den beliebten Trademark-Sound, die doppelte Stakkato-Gitarre, den stampfenden Swing und Speedos unverkennbare Stimme zwischen Greaser und Tiger. Für jeden der zwölf sehnigen wie trocken drückenden Songs nimmt sich die Band exakt um die drei Minuten Zeit. Nur zum Abschluss in „Fisting The Fan Base“ (!) brauchen sie fast doppelt so lange. Aber dafür klingt das Riff hier auch so sehr nach 70s-Rock wie Speedo wohl noch keines geschrieben hat. Das Stück ist der krönende Abschluss eines Hit-Sprints, der durch seine Details noch besser wird: „Pain“ ist melancholischer Indierock, „I Wear The Horns“ schießt mit Mundharmonika aus der nervösen Hüfte, es tauchen Bläser auf und „Thar She Blows“ wäre auf einem neuen Hot-Snakes-Album der Hit gewesen.