Von Statisten in “101 Reykjavik” zur Britpop-Sensation: Arnar Gudjonsson und seine isländischen Kumpels verschlagen einem vor Sehnsüchtigkeit schier den Atem.
Was für eine Nummer! Bereits beim ersten Hören entfaltet sich “Breathe” zu ganzer Pracht wie eine regennasse, in die Frühlingssonne gestellte Blume: schunkelnde, wie hingetupfte Piano-Akkorde, spärlich perlende Gitarren, von zweistimmigem Göttergesang umspielt. Spätestens wenn das Schlagzeug einsetzt, bist du verloren. Wir erinnern uns an “Yellow” von Coldplay, mit denen die Leaves (eine Anspielung auf das Herbstliche ihres Melancholie-durchtränkten Sounds ebenso wie auf Gudjonssons Vorliebe für Folk-Ikone Nick Drake) nicht nur den Hang zur großen Balladen-Geste gemein haben. Doch sei es das samtweiche Falsett im Opener “I Go Down” oder die Tatsache, dass beide bereits früh im Fokus des UK-Medieninteresses bestehen mussten – ein purer Rip-Off sieht definitiv anders aus. Zu mystisch, zu jenseitig wirkt vieles. Zu groß ist diese Stimme, die sich durch wundervoll verzauberte, sauber gedrechselte Songs wie das hoffnungsfrohe, Streicher-satte “Catch” emporschraubt, bevor sich “Silence” von der nächsten vereisten Klippe stürzt. “Epitaph” ist ein todtraurig im Raum verharrendes Epos; “Crazy” – Breitwand-Pop par excellence – sowie der Rocker “Alone In The Sun” verneigen sich dann vor Richard Ashcrofts besten Momenten. Der Innovations-Pokal mag an andere gehen, doch die Bettnässer-Front darf mit den Leaves einen echten big shot begrüßen. Unglaublich, dass ein Teil der Band noch vor kurzem in einer Black Metal-Kapelle lärmte.
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The Angela Test
VÖ: 25.10.2005