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    The Decemberists
    I’ll Be Your Girl

    VÖ: 16.03.2018 | Label: Rough Trade/Beggars/Indigo
    Text:
    9 / 12
    The Decemberists - I’ll Be Your Girl

    Der Widerwillen der Decemberists gegen Stillstand verbildlicht sich auf ihrem achten Album in einer schillernden Discokugel.

    2015: Der Schönste der fünf Schönlinge tritt an den Bühnenrand und hebt entschuldigend die Schultern: „Es tut uns leid, aber selbst eine Boy-Band muss sich weiterentwickeln“. Es ist die erinnerungswürdigste Szene von „What A Terrible World, What A Beautiful World“, dem bislang letzten Album der Decemberists. Augenzwinkernd gedacht, aber mit mehr als einem Funken Wahrheit versehen. Schließlich ist das belesene Quintett aus Portland seit jeher eine der führenden Indiebands, wenn es um den Blick über den Tellerrand geht. Von Folk-Kammerspielen bis zum großen Metal-Drama brachten sie schon eine Menge krudes bis grandioses Zeug auf die Bühne – nur einen Synthesizer hatten sie nie dabei. Den brauchen sie nun zwingend, denn mit „I’ll Be Your Girl“ lassen Colin Meloy und seine vier Multiinstrumentalisten bewusst ihrer Vorliebe für New Wave freien Lauf: „We had to change some“. Aber zunächst wiegt Once „In My Life“ die Folkpuristen in Sicherheit: nur Meloys unverwechselbares Timbre und seine Gitarre, bis alle gespannt lauschen. Dann fällt der Lichtkegel auf die Discokugel und die Verwandlung zur träumerischen Synthie-Pop-Band ist nach nur einer Umdrehung perfekt. Die bunte Soundcollage passt wie ein glitzernder Maßanzug. In Severed gibt ein pumpender „Basslauf“ die Marschroute vor, während Colin Meloys Stimme so viel Hall bekommt, dass sie kurz seinem Fastnamensvetter Phil Collins ähnelt. Wer so viel 80er ertragen kann, findet in „I’ll Be Your Girl“ ein funkelndes Album für trübe Zeiten. Keine Realitätsflucht, sondern tanzbarer Trotz.

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