The Bevis Frond
Focus On Nature

19 Songs in 75 Minuten, ein Doppelalbum. Instant-Favoriten und Grower, das Spektrum reicht von der Akustikminiatur zur Acht-Minuten-Ausschweifung mit drei Gitarrensolos. Alles beim Alten also bei Saloman, der bald 40 Jahre Musikkarriere voll hat – freilich, ohne jemals ein Majorlabel-Büro von innen gesehen zu haben.

Ein aktuelles Pressefoto zeigt ihn etwas ermattet auf einem Stuhl im Grünen sitzend, vermutlich bei seiner Datscha, und außerhalb des Bildausschnitts steht mit Sicherheit eine zum Tisch umfunktionierte Kabelrolle, an der seine Gitarre lehnt. Wenn man ihn so sieht, kann man sich den Furor von „Heat“ oder „Empty“, dem Hit der Platte, nicht recht vorstellen. Aber The Bevis Frond zu hören, heißt auch, Erwartungen und Kategorisierungen (zumindest im Rock-Kosmos) links liegen zu lassen. Dann ist die Freude umso größer, wenn Songs wie „Leb Off“ oder „Wrong Way Round“, aus der Zeit gefallen und zeitgemäß zugleich, ins Leben treten.

Die beste Platte seit „New River Head“ (1990), werden Kenner rufen, oder mindestens seit „Superseeder“ (1995), haben aber vergessen, dass sie das schon zum „Focus On Nature“-Vorgänger „Little Eden“ (2021) riefen. Und zum Album davor. Derweil lächelt Saloman milde, kramt das mobile Aufnahmegerät raus und findet auf dem Griffbrett eine Melodie, die es noch nie gab, die aber klingt, als hätte es sie immer gegeben.

Das steckt drin: Lemonheads, J Mascis, Wipers