Syd Matters
Someday We Will See Foresee Obstacles
Text: Patrick Großmann
Vorweg: Man mag es kaum glauben, dass der Mann hinter dem Pseudonym Syd Matters ausgerechnet ein
waschechter Franzose sein soll. Da ist nicht ein Fitzelchen Akzent in dieser betörenden Stimme, und
auch grammatikalische Enten sucht man vergebens. Dafür durchweht ein gewisses Air-Flair Lieder wie
den versöhnlich klingelnden Sixties-Picker “To All Of You”. Eine französische Leichtigkeit, die dem
an sich UK-affinen, von akustischen Klangfarben dominierten Geschehen hervorragend steht. Im Zentrum
vom minimalistischen, sich urplötzlich öffnenden Einstieg “City Talks” weg: Jonathans kristalline,
sich spielerisch umkreisenden Gitarrenfiguren, seine wärmenden Zeilen, die beständig in andere Räume
und Settings gestellt werden. Mal ist es ein Glockenspiel über ins Kosmische verhallten
Klavier-Tupfern, mal spinnerte Handclap-Folklore oder ein verschlepptes Hippie-Schlagzeug unter
Flöten (“Someday Sometimes”), dann wieder klassizistische, sich gen Ende aufbäumende Piano-Grandezza
(das übergroße “English Way”). Gleißende Opulenz neben absoluter Reduktion – hier beißt sich, analog
zu Badly Drawn Boy etwa, absolut nichts. Beim wunderschönen “Icare”, durch das nicht bloß
Polizeisirenen geistern, sondern zudem Euros Childs’ (Gorky’s Zygotic Mynci) Singstimme, wähnt man
sich direkt neben dem Vollbart von Eels-Kopf Mark Oliver Everett. Alles halb so wild, denn das hier
ist im besten Sinne zeitlose, mit selbstbewusster Hand liebevoll arrangierte Musik. Musik, die für
sich steht – und deren Herkunft damit genauso zweitrangig ist wie die Frage nach den Referenzen. Das
haben die wohl gemeint mit Globalisierung. Britische Post-Folk-Songperlen? Kommen heute auch gerne
mal aus Paris. “I’m a lost bird in a clear sky.” Schon toll.
weitere Platten
Brotherocean
VÖ: 19.11.2010
A Whisper And A Sigh
VÖ: 30.08.2004