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    Swain
    Negative Space

    VÖ: 26.07.2019 | Label: End Hits/Cargo
    Text:
    Swain - Negative Space

    Jetzt wird’s ernst. Auf ihrem dritten Album steckt die einst so forsche Hardcore-Band den Kopf ganz tief in den traurigen 90er-Rock.

    Mit dem Grunge liebäugeln die Niederländer schon lange, nur klang das bisher immer eher nach einer besonders flotten Version für die Jugendzentrumsbühnen, auf denen vor und nach ihnen umso verzweifelter geschrien wurde. Jetzt haben auch Swain den Überschwang abgeschüttelt und geben sich auf „Negative Space“ viel nachdenklicher. Innerlich leer ist hier niemand, im Gegenteil: Dieses Album hat ganz viele tonnenschwere Gefühle. Gleich zu Beginn steuert der Titelsong im Autoscheinwerferlicht die Landstraßen entlang, als säße 1997 persönlich am Steuer und Thom Yorke hätte vor lauter Depri-Vibes irgendwann die hintere Tür geöffnet und sich an den Straßenrand gerollt. Das zweite Swain-Album macht keine Gefangenen, es plündert seine Vorbilder bis aufs Letzte und fährt dann einfach weiter. Durch den Murmel-Grunge, das verklimperte Synthie-Gewaber, den melancholischen Crooner-Moment und den unterwartet freundlichen Indierock, zu dem es auf Viva Zwei ein Video mit Ballons und dem gesamten Kölner Klüngel gegeben hätte. Stattdessen treten Jeremy Bolm von Touché Amoré in „Same Things“ und Casper in „Skin On Skin“ auf, ohne aber einen der Songs für sich einzunehmen – wenn man es nicht wüsste, man würde es nicht merken. Swain-Sänger Noam Cohen selbst wiederum hat diese Matt-Berninger-Stimme, um die ihn schon lange der halbe Post-Hardcore beneidet, und er nutzt sie auf „Negative Space“ meisterhaft, um ruhige Songs noch weicher, Klaviersituationen noch feierlicher und alles verschleppte Raue noch gemeiner klingen zu lassen. Auch das bewahrt seine Band davor, als müder Abklatsch ihrer offensichtlichen Einflüsse hängenzubleiben. Vor allem aber lebt „Negative Space“ davon, wie weitläufig Swain klauen, von Radiohead bis Bush, von Soundgarden bis Dinosaur Jr., von Sonic Youth bis Citizen. Sie haben die vergangenen 20 Jahre schließlich nicht hinterm Mond gelebt, sondern alle Wellen seitdem mitbekommen, sei es der Neo-Grunge oder das Psychedelic-Revival. Deshalb vergessen sie auch nicht, sich bei aller Liebe zum langhaarigen Sound aufs Songwriting zu konzentrieren. Gerade Radiohead-Stücke wie „Negative Space“ oder „But Then What?“ glänzen so hymnenhaft, dass man sich immer wieder reinlegen will. So kriegen sie einen: mit Melancholie auf höchstem Niveau, die nichts löst, aber umso mehr auslöst. Große Bilder im Kopf, fluffige Gänsehaut den ganzen Arm hinunter. Und wenn in 20 Jahren kein Swain-T-Shirt bei Urban Outfitters hängt, dann hat 2039 alles falsch gemacht.

    weitere Platten

    Monochrome (EP)

    VÖ: 01.01.1970

    The Long Dark Blue

    VÖ: 09.09.2016