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    Spotlights
    Alchemy For The Dead

    VÖ: 28.04.2023 | Label: Ipecac
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 362
    Platte des Monats
    Spotlights - Alchemy For The Dead

    In der Alchemie wird das Endprodukt des Opus Magnum, des großen Werks mit dem sich Alchemisten als Meister ihres Faches erweisen, als Rebis bezeichnet. Rebis beinhaltet die Vereinigung gegensätzlicher Qualitäten. Ebenjene beherrschen Spotlights mit ihrem Album „Alchemy For The Dead“ besser denn je.

    Depeche Mode, My Bloody Valentine, Boris, A Perfect Circle, Helmet, Deftones, Queens Of The Stone Age, Nine Inch Nails, Stabbing Westward, Royal Blood – sieht man sich die Kommentare unter den bisher veröffentlichten Songs von „Alchemy For The Dead“ an, fallen die unterschiedlichsten Vergleiche. Und alle treffen sie zu. Ein schöneres Kompliment kann es für Mario Quintero, dessen Frau Sarah und Schlagzeuger Chris Enriquez eigentlich nicht geben, ist es doch ein Beweis für die vielseitige Klangpalette von Spotlights.

    An der hat sich auch mit dem vierten Album nichts grundlegend geändert. Quinteros Ziel für „Alchemy For The Dead“, das im heimischen Kellerstudio in Pittsburgh entstand, war ein kompakterer Sound, wodurch die Musik von Spotlights für Genreverhältnisse zugänglich bleibt. Selbst in den gröbsten Sludge-Metal-Riff-Attacken bleibt die Musik ein Genuss, der nie über die Schmerzgrenzen hinausgeht. Das gilt auch für Momente wie in „The Alchemist“, wenn der brutal verzerrte Gitarren- und Basssound nicht mehr weit von Stephen O’Malley und Sunn O))) entfernt ist.

    Düstere und harte Riffs und Elemente wie das apokalyptische Saxofon in „False Gods“ werden auf fast intime Art mit melodischen Gesangslinien der Quinteros und elektronischen Sounds mit psychedelischen Qualitäten im Stil von Tycho verbunden. Dabei ist nicht nur die Begeisterung der Quinteros für unterschiedliche Sound-Texturen ansteckend, eingängige Momente wie die zweistimmige Hook von „Sunset Burial“ oder das gesamte „Repeat The Silence“ zeigen, dass „Alchemy For The Dead“ nicht nur von einem kompakteren Sound, sondern auch von präziserem Songwriting profitiert. Denn das Album bringt neue und alte Ideen (der Opener „Beyond The Broken Sky“ stammt noch aus den Anfangstagen der Band) gekonnt zusammen. Und beweist: Spotlights haben ihren Sound gefunden.

    „Alchemy For The Dead“, obwohl kein Konzeptalbum, wird von Gedanken an den Tod und die eigene Sterblichkeit zusammengehalten. Dabei bleibt Quintero oft kryptisch und scheint mit Zeilen wie „I can change the whole world/ In a matter of centuries/ And I can move every mountain/ Above the sea if you please“ die Position des Todes selbst einzunehmen. Nur um an anderer Stelle wie in „Crawling Towards The Light“ markerschütternd direkt zu agieren. „Call the shot straight to your heart/ Cut the shock straight from your heart/ Cull the shot strained through your heart/ When I decide to let you go/ I’ll let you know/ And let you go“, heißt es da.

    Auch wenn „Alchemy For The Dead“ auf der Inhaltsebene schwer verdaulich ist – ein anderes Thema als das letzte große Mysterium des Lebens wäre bei der schieren musikalischen Größe, die die Band erreicht hat, fast unpassend. Mit ihrem vierten Album haben Spotlights zwar nicht die alchemistische Formel für den Stein der Weisen gefunden, wohl aber ihr Opus Magnum abgeliefert, mit dem das Trio zur Vorzeigeband ihres Labels Ipecac werden könnte.

    Das steckt drin:

    Tycho „Awake“ (Ghostly, 2014)

    Anderes Genre, ähnliche Atmosphäre. Spotlights-Songs wie „Ballad In The Mirror“ und „Repeat The Silence“ erinnern in Aufbau und Sounds an diesen musikalischen Trip aus Post-Rock, Elektro und Downtempo von Tycho. Hätte der eine Metal-Sozialisation durchlaufen, könnte auch er der geistige Vater von „Alchemy For The Dead“ und dessen intensiver Emotionalität sein.

    PalmsPalms“ (Ipecac, 2013)

    Deftones-Frontmann Chino Moreno ist großer Spotlights-Fan. Und Mario Quintero muss dieses Album mehr als einmal angehört haben. Zwar ging die Post-Rock-Supergroup um Moreno und Mitglieder von Isis deutlich ruhiger zu Werke als Spotlights, die emotionale Wucht ist aber die gleiche. Palms- und Isis-Schlagzeuger Aaron Harris trommelte außerdem auf dem Spotlights-Album „Seismic.

    IsisPanopticon“ (Ipecac, 2004)

    Das Post-Metal-Meisterwerk des einstigen Ipecac-Flaggschiffs um Aaron Turner vereint große Sounds, noch größere Melodien und wuchtige Sludge-Eskapaden. Und hievt so einen von den Melvins geborenen Sound aufs nächste Level. Für Ipecac spielt Post-Rock und Post-Metal seitdem eine große Rolle, die mit der Veröffentlichung von „Alchemy For The Dead“ noch größer werden sollte.

    weitere Platten

    We Are All Atomic (EP)

    VÖ: 27.03.2020

    Love & Decay

    VÖ: 26.04.2019

    Hanging By Faith (EP)

    VÖ: 15.06.2018

    Seismic

    VÖ: 06.10.2017

    Tidals

    VÖ: 13.05.2016