VISIONS Nr. 371 Fünf Finnen präsentieren neuen Metal. Mit Gespür für gute Melodien, jedoch (noch?) ohne das gewisse Etwas.
Scent sind eine Metalrock-Band aus Finnland, die ihre Gitarrenwände mit eingängigen Melodien zu schmücken weiß und mitunter das Talent besitzt, ihre Song mit einer stabilen Dramaturgie auszustatten, die keineswegs in die Abgründe des tiefer getunten Einheitsbreis abgleitet. So erwartet einen z.B. bei „Encircled“ eine ruhig verspielte, den brachialen Gewaltausbruch nur andeutende Ballade, die somit nicht in typische laut/leise-Spielereien verfällt, sondern statt dessen lieber mit verträumtem Gesang glänzt. Als Kontrast dazu folgt dann „Origo“ mit funky Basslines im druckvollen Chorus. Und wenn noch wie bei „Futile“ dezent auf Atmosphäre gesetzt wird, nimmt der Eindruck, dass sich hinter Scent ein paar Talente verstecken, konkrete Formen an. Die Kehrseite der Medaille gibt es allerdings auch, denn neben erwähnten Highlights haben Scent zwar keine wirklichen Klogriffe, aber eben auch viel Mittelmaß am Start. Man hat bisweilen den Eindruck, dass der Weg ins Studio für die Band vielleicht doch etwas zu früh kam, dass Ansätze nicht ausformuliert wurden, Ideen nicht ordentlich gereift sind. Wer neuen Metal mit verspielten Melodien mag und auch gegen ruhige Momente keine Einwände hat, kann dennoch mal ein vorsichtiges Ohr riskieren.