Noisepicker
The Earth Will Swallow The Sun
Text: Julius von Glinski | Erschienen in: VISIONS Nr. 385

Gitarrist und Sänger Harry Armstrong, das Herz von Noisepicker, hat seine Vision seit dem Debütalbum “Peace Off” verfestigt. Schlagzeuger Kieran Murphy fällt so zwar nur die Rolle der Arterien zu, doch erst durch die Arbeit im Duo nehmen die lärmenden Blues-, Punk- und Noiserock-Versatzstücke konkrete Form an.
Kein Song auf “The Earth Will Swallow The Sun” gleicht dem anderen. Noisepicker jagen nicht nur ein breites Spektrum an Stilen durch den Klangschredder, sie färben die Fetzen auch in jeder erdenklichen Stimmung ein. Ominöse Beats nahe am Post-Punk (“Leave Me The Name”) folgen auf entspannte Zeitlupenriffs über Meeres-Soundscapes (“The End Of The Beginning”). Unruhig groovender Punkrock (“Start The Flood”) wechselt sich ab mit trauerschweren Noir-Balladen (“Lorraine In Blood”) bis sie schließlich bei etwas landen, das sich als Doom-Blues beschreiben lässt (“What You Deserve”).
Beinahe trotzig stellen Noisepicker ihre Unpoliertheit zur Schau; ihre DIY-Handschrift bleibt bei aller Wechselhaftigkeit unverkennbar. Die einzige andere Konstante ist Armstrongs rauer Gesang, der klingt, als würde er jeden Moment einen Besteckkasten samt Inhalt hochwürgen. Als roter Faden ziehen sie sich durch die zehn Songs, die es fertigbringen, nicht mehr wie eine wahnwitzig improvisierte Pub-Show zu klingen. An Wahnsinn mangelt es der Platte trotzdem zu keinem Zeitpunkt.
Das steckt drin: Idles, Melvins, Tom Waits
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Peace Off
VÖ: 11.05.2018