Komm mir nicht mit Fröhlichkeit: Missouri sind tödlich traurig, schön sinister und praktizieren desillusioniertes Dandytum.
Letztens lief mal wieder “Stranger Than Paradise” vom Indie-Kino-Papst Jim Jarmusch: Zwei sprechfaule Slacker taumeln hier durchs Leben, reisen lustlos durch das Amerika der Fünfziger und starren minutenlang ins Nichts. Ein Film in scharz-weiß, lakonisch und langsam, gedreht 1984 und ohne Musik. Die kommt nun – unfreiwillig, aber unglaublich passend – von Missouri, einem Trio aus Nürnberg und Hamburg. Dessen zweites Album klingt schwarz-grau, nach verwackelten Bildern, und desorientiertem Warten auf irgendwas. Fröhlich ist hier niemand: ein Song wie “Stand Up, Comedian” bleibt ein verzweifelter Befehl, der Titel “To The Darkened Corners Here We Go” gibt die Richtung vor, in die es geht. Sparsam ist die Instrumentierung, spröde leidend der Gesang. Die Songs zerfließen stimmig zwischen Slo-Mo und Songwritertum, klingen wie Schneefall im Straßenlicht. Hier wird Wehleid zum Prinzip: “In My Eyes The Singer Must Suffer” heißt trefflich der Opener. Doch trotz Slide-Gitarre und Bandname sind Missouri mehr Ambient denn Americana, klingen wie haltlose Tindersticks ohne Orchester und Hoffnung. Großartig und hierzulande einzigartig.
weitere Platten
Run With The People And Hunt With The Hare
VÖ: 09.05.2005
Voodoorama
VÖ: 19.01.2004