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    Marathonmann
    Maniac

    VÖ: 19.05.2023 | Label: Redfield
    Text: Vivien Stellmach / Florian Schneider | Erschienen in: VISIONS Nr. 363
    Vier-Ohren-Test
    Marathonmann - Maniac

    In der Redaktion gehen die Meinungen weit auseinander, was Marathonmanns neue Platte betrifft. Ist „Maniac“ eine mutige Hommage an den New-Wave-Sound der 80er oder eine längst überholte Altauflage deutschen Schlagers?

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    Der wuchtige Pathos-Punk von Marathonmann findet auf Maniac im Stil der 80er statt. Warum auch nicht?

    Klar, die EP „Die Stadt gehört den Besten“ (2012) und das Debütalbum „Holzschwert“ (2013) haben die deutschsprachige Post-Hardcore-Szene zurecht aufhorchen lassen. Marathonmann waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort, nur dort bleiben wollten sie nicht – auch nicht, als die Szene-Polizei ihnen den Wunsch nach Veränderung mit Beleidigungen und Hassnachrichten in den sozialen Netzwerken verübeln wollte.

    „Maniac“ ist die mutigste Platte der Münchner, weil sie entgegen aller Kritik den Sprung in den New-Wave-Sound der 80er gewagt haben. Songs wie „Feuer“ und „Auryn“ wohnt dabei die stürmische Dringlichkeit inne, die Marathonmann immer ausgemacht hat. Auch die persönlichen, nachdenklichen Texte von Sänger Michael Lettner sind geblieben. „Diamant“ ist etwa ein schöner, tanzbarer Song über die Liebe. „1985“ klingt, als würden Kettcar in einer Folge Stranger Things auftreten.

    Auffällig ist, dass Marathonmann nicht mehr ausbrechen. Das Songwriting ist reduzierter und aufgeräumter, dank Produzent Beray Habip klingt „Maniac“ trotz zusätzlicher elektronischer Instrumente nicht überladen. Fans der frühen Alben, die obendrein etwas für die Hits der 80er übrighaben, dürften also kaum enttäuscht werden.
    vivien stellmach

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    Die 80er hatten mehr zu bieten als Michael Sembello. Nur ist das nicht nach München durchgedrungen.

    „Das ist Wahnsinn!“, singt Michael Lettner im Titelsong und irgendwo im Ruhrgebiet fangen die Anwälte von Wolle Petry an, die Bleistifte zu spitzen. Wenn das folgende „Feuer“ dann noch mit einer Bon-Jovi-Gedächtnisgitarre beginnt, haben einen Marathonmann verloren. Und da haben wir noch nicht über die pathetischen Texte von Lettner gesprochen.

    Auf „Holzschwert“ wirkten die noch wie ein willkommener Kontrapunkt zum Post-Hardcore der Band, jetzt taugen sie nur noch als läppische Reminiszenz an Eintagsfliegen wie Hubert Kah. Gäbe es Dieter-Thomas Heck und seine Hitparade noch, Marathonmann hätten in ihrer Maniac-Form gute Chancen, dem grauhaarigen ZDF-Publikum als flippige Newcomer ans Herz gelegt zu werden. Spätestens beim Saxofon-Solo in „Auryn“ würde es Lettner mit Rosen überhäufen.

    Es ist kein Problem, sich musikalisch an den 80ern zu orientieren, als aus Punk Hardcore wurde, Post-Punk alles mit allem verband, Thrash Metal entstand oder HipHop seinen Siegeszug antrat, aber Marathonmann schauen nur in der Ecke, in der Typen wie Klaus Lage als Rocker galten. Was der wohl zum Anfang von „Diamant“ sagt? „Maniac“ können allenfalls Leute authentisch finden, die die 80er nicht miterlebt haben. Mein Pech.
    florian schneider

    Das steckt drin: Drangsal, Heisskalt, Klaus Lage

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