Laurent Garnier
30

Bemerkenswert, daß momentan die spannendste elektronische Musik aus Frankreich kommt, einem Land also, das in Sachen Pop bislang kaum über die eigenen Grenzen hat wirken können – doch mit dem Ende der Sprachbarriere ist auch dies möglich geworden. Ich erinnere nur mit leuchtenden Augen an Motorbass und Daft Punk. Wo diese jedoch sehr kratzig und funky die Discomusik der Siebziger aufleben lassen, ist Laurent Garnier richtig `seriös` geworden. Die Reife (in diesem Fall positiv gemeint) zeigt sich darin, daß Garnier kein effekthascherisches Album vorlegt, sondern eine Art vielschichtige Werkschau, die zeigt, was mit elektronischer Tanzmusik alles möglich sein kann: Zu hören sind Dub, TripHop, karger House, minimalistische Tribal Beats, Funk und Future Jazz – ein buntes Variete, das schließlich in einer schwebenden Ambient-Nummer endet. Beinahe möchte man “30” für einen Sampler halten, wäre da nicht überall die für Garnier inzwischen typische Art, nichts zu übertreiben, ohne pompöse Überlagerungen auszukommen. Inmitten der Flut von Veröffentlichungen, die nur für aktive DJs interessant sind, schenkt uns “30” abwechslungreiches Listening, das auch zu Hause funktioniert.