Garnier führt erneut vor, wie spannend und variantenreich ein House-Album sein kann.
Das gedankenlose Vorurteil, House-Musik sei ein seelenloser Gebrauchsartikel für frisch blondierte Frisösen, dürfte mittlerweile ausgeräumt sein. Speziell ein frommer Franzose hat kontinuierlich daran gearbeitet, dieser Musikrichtung immer wieder innovative Nuancen zu verleihen. Laurent Garnier ist ein Meister seines Faches, wenn es darum geht, traumatisierende Passagen in seine soliden Groove-Fundamente zu installierten – und auch mit seinem neuen Werk hat er ein so locker-luftiges Bombardement hingelegt, dass grenzenlose Freude aufkommt. Wie ein allwissender Regenmacher transportiert der 31jährige den Groove entlang der Abseitsfalle direkt ins Tanzbein. Immer gelenkig, immer risikofreudig, baut Garnier hinterhältig labile Spannungsbögen auf, lässt das Grauen in Zeitlupe aufkochen, versteckt grinsend den Teufel im Detail und hat einen derart fetten Bums auf die 4/4-Bassdrum gelegt, das einem Hören und Sehen vergeht. Das Herzstück dieser Platte heißt dann auch passend Dangerous Drive, und räumt mit seinen über neun Minuten schwefelstinkender Bösartigkeit derart auf, dass selbst Dantes Inferno dagegen wie ein Kindergeburtstag mit Topfschlagen wirkt. Der perfekte Soundtrack für nächtliche Fahrten in neonbeleuchteten Autobahnunterführungen.
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VÖ: 01.01.1900