Manche Bands haben künstlerisch wenig zu sagen. Andere soviel, dass man sprachlos ist. Zur zweiten
Gattung gehören Knut aus der Schweiz. Aus der Schweiz? Moment mal. Ist das nicht ein Sinnbild für
Frieden und Beschaulichkeit? Diese vier aus Genfer wollen Konnotationen dieser Art nicht im Ansatz
aufkommen lassen. “Terraformer” ist ein schwerer Brocken. Gezeichnet wird ein Bild aus tiefschwarzer
Klangfarbe, bestehend aus meterhohen wall of sounds, die ähnlich der Neurosis’schen Konzeption in
hypnotisierenden Endlosschleifen ganz tief unter die Haut schürfen, Schicht für Schicht abtragend. Erst
bei näherer Betrachtung ist da mehr als repetitive Zerstörungswut. Zum Beispiel der Entschluss, ab dem
fünften Lied auf Vocals zu verzichten. Was hier zum Tragen kommt, ist vertonte Verweigerungshaltung.
Nicht umsonst gaben Knut ihren Songs Namen wie “Seattle” (hier fand 1999 eine WTO-Konferenz statt, die
von den Protesten der Globalisierungsgegner begleitet wurde), “Genua” (G8-Gipfel 2001; ein Demonstrant
wurde von der Polizei getötet) oder “Falludja” (seit dem Einmarsch der US-Truppen in den Irak das
größte Widerstandszentrum gegen die Besatzungsmacht). “Torvalds” wiederum könnte sich auf
Linux-Erfinder Linus Torvalds beziehen. Passen würde es. Die einzige Erholung zwischen
Dissonanz-Gitarren und Elektronik-Einsprengseln findet sich in “Davos”, bekannt als Schweizer Ski- und
Erholungsparadies. Ein in sich stimmiges Werk, dessen Artwork Isis-Kopf Aaron Turner vollendet hat.
Lieben muss man das nicht; respektieren in jedem Fall.
weitere Platten
Wonder
VÖ: 04.06.2010