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    Julien Baker / Torres
    Send A Prayer My Way

    VÖ: 18.04.2025 | Label: Matador/Beggars/Indigo
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 386
    10 / 12
    Julien Baker / Torres - Send A Prayer My Way

    Widerstand mit Gefühl: Countryikonen wie Loretta Lynn und Johnny Cash haben vorgemacht, wie man das Genre tröstlich, aber kritisch statt nur konservativ nutzt, zwei queere Südstaaten-Songwriterinnen nehmen sich nun ihres Erbes an.

    Bereits 2016 spielen Julien Baker und Torres erstmals eine Show zusammen, freunden sich an und diskutieren darüber, gemeinsam ein Country-Album zu machen. Hört man “Send A Prayer My Way”, wird schnell klar, weshalb beide diesem Projekt mehr Raum widmen wollten als zwischen Tür und Angel erfolgreicher Soloalben und Bakers Supergroup-Beteiligung bei Boygenius in den vergangenen Jahren zu finden war.

    Baker und Torres leihen sich hier nicht nur Countryelemente, um rockaffine Songwriter-Songs anzureichern, diese Platte ist vom ersten bis zum letzten Stück, von den Fransen und Rosen auf den zueinander passenden Anzügen bis zum Banjo Vollblut-Country und in diesem Fall: Queer-Country. Die Themen entstammen der Lebenswelt des Duos und bewegen sich so in der Tradition von Lynns “The Pill” oder Cashs “What Is Truth”. „If you ask how I’ve been doing I won’t lie/ More than half the time I’m only skatin by/ Waiting for the ice to melt beneath me“, singt Baker im Opener Dirt zu Akustikgitarre, Pedal-Steel und Violine und unterstreicht das Gefühl einer Verlorenheit, die man kollektiv fühlen kann.

    Die erste Single “Sugar In The Tank” erzählt kurz darauf vom Aufwachsen als queere Teenager in Tennessee (Baker) und Georgia (Scott): Wenn sich im ersten Refrain Torres’ samtiger Alt über Bakers glockenklaren Sopran legt, ist das der Gegenentwurf zur Weltschmerz induzierten Apathie: Jeder Ton ist zu spüren. Das abschließende “Goodbye Baby” wird diese Harmonien später auf eine unwirkliche Spitze treiben.

    Zuvor beschäftigen sich Songs wie “Bottom Of The Bottle” oder “Off The Wagon” mit dem Scheitern, dem Aufraffen und wieder Stolpern, was am Ende den Lebensweg ergibt: „Truth is easier to swallow at the bottom of a bottle“, heißt es dazu im ersten, „Its a whole lot of work to get a little bit stoned“ im zweiten Song.

    Wie man all das trotzdem aushalten kann, beschreibt das sehnsüchtige “No Desert Flower”. Zeilen wie „When you cry it’s the saddest thing/ Good thing I’m no desert flower/ I can take more than a little rain/ If the going’s tough I will not cower/ And all the passing years won’t wash me away“ beweisen, dass die beiden nicht nur ihre Stimmen, sondern auch ihre Songwriting-Kräfte auf diesem Album zu einer Art Superpower vereinen. Wer hätte gedacht, dass Baker und Torres’, Country-Harmonien singend, mehr Kraft ausstrahlen als so manche systemkritische Punkplatte.

    Das steckt drin: Loretta Lynn, Johnny Cash, Margo Price

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