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    Jóhann Jóhannsson
    IBM 1401, A User's Manual

    VÖ: 17.11.2006 | Label: 4AD/Beggars / Indigo
    10 / 12

    Der isländische Komponist und Produzent Johann Johannsen kennt sich aus mit verwunschenen Soundtracks. Für seinen wohl besten muss der Film erst noch gedreht werden.

    Was für eine spannende, weil völlig einzigartige Entstehungsgeschichte: Johann Gunnarsson, der Vater des Komponisten, war Elektrotechniker und befasste sich 1964 eingehend mit dem IBM 1401, einem der ersten Business-Großrechner, die Island erreichten. Irgendwann im Zuge seiner Arbeit fand er heraus, dass die Maschine, scheinbar widersinnig programmiert, auch Tonfolgen generieren konnte, stellte man einen Rundfunkempfänger daneben. Als der Computer 1971 verschrottet wurde, entlockte Gunnarsson seinem maroden Speicher noch ein letztes Mal all seine Musik – und konservierte dieses Oratorium auf Band. Erst 30 Jahre später erzählte er seinem Sohn davon, der die auf dem Dachboden lagernden Bänder zum Nukleus dieses Albums machte und ihnen ein Orchester-Arrangement auf den Leib schneiderte. Die Umsetzung übernahm die ebenso formidable wie wuchtig zu Werke gehende Streicher-Sektion der Prager Philharmoniker. Herausgekommen ist einer der schwermütigsten, erhabensten und zeitlosesten Zwitter aus E- und U-Musik, aus Mensch und Maschine, den zumindest der Verfasser dieser Zeilen je gehört hat. Vom Fleck weg schnürt einem bereits der erste Satz dieser auf und ab wogenden Platte mit seiner himmelweiten Dynamik und cineastischer Tiefe den Hals zu. Hätte „Titanic“ noch keinen Soundtrack: Hier wäre er. Es folgen: surreal verhallte Rezitate der Bedienungsanleitung des betreffenden Rechners, einsame Glocken, die im Äther verharren wie Eissäulen, Stimmen aus dem digitalen Jenseits, fernes Donnergrollen. Größer, ergreifender ist Minimalismus selten gewesen.

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