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    Jóhann Jóhannsson
    Dís

    VÖ: 27.07.2007 | Label: 12 Tónar/Cargo
    Text: Patrick Grossmann
    8 / 12

    Doppelrezension mit Skúli Sverrisson – „Sería“.

    Islands Komponisten-Creme im handlichen Doppelpack.

    Seit einiger Zeit schon hat sich in Reykjavik rund um den Kult-Plattenladen 12 Tónar, der inzwischen verstärkt auch als Indielabel von sich reden macht, eine illustre Schar einheimischer Musiker und Komponisten versammelt. Einer von ihnen: Jóhann Jóhannson, seines Zeichens Filmkomponist, Grenzüberschreiter und Mitinitiator des ebenso umtriebigen Kitchen-Motors-Kollektivs. Zuletzt war Jóhannson mit einer bezaubernden Konzeptplatte über ein ausrangiertes Elektronenhirn in Erscheinung getreten. Mit „Dis“ legt er einen weitaus weniger abstrakten Instrumental-Soundtrack zum gleichnamigen isländischen Film vor: beileibe kein schlechtes Album, bei dem jedoch gleich mehrere der 15 Tracks im allzu gefälligen Elektrolounge-trifft-Satie-Mittelmaß stecken bleiben (insbesondere die mutmaßlich urbanen Uptempo-Segmente misslingen ihm). Gewohnt Meisterliches gelingt Jóhannson dagegen stets dann, wenn seine Musik atmet, sich entweder minimalistische Rhythmus-Loops und Soundschleifen wie aus einem anderen, eisigen Kosmos umschmeicheln (etwa bei „Thynnkudagur“ oder „Ljósrit“) oder repetitive Pianosequenzen das Herz berühren („Flugeldar“). Ganz anders Skúli Sverrisson: Sverrisson, lange in New York ansässig und dort u.a. als musikalischer Leiter für die Multimediakünstlerin Laurie Anderson tätig (die sich nun in „One Night Of Swords“ per Textrezitat revanchiert), setzt per se schon deutlich stärker auf das rhythmische Element. Texturen überlappen sich, komplexe Gitarrenpickings ziehen ihre Kreise, Streicher schwellen majestätisch an; das ganze Bild wirkt voller, wärmer und besticht ein ums andere Mal durch harmonische Rückungen, die schlicht verblüffen. Zwei Jahre soll er an „Seria“ geschraubt haben, und diese Akribie hört man. Drei Stücken verleiht zudem die Sängerin Ólöf Arnalds eine jenseitig-verwunschene Note. Ein erhabenes, Oberton-gespicktes Spektakel.

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