Natürlich auch ausgerechnet kurz bevor ihr Bassist die Band verlässt. Da kommt das Albumcover wie eine böse Vorahnung: Interpol bröseln auseinander. Einfach wird es zunächst nicht werden ohne Carlos Dengler, den man je nach Haltung gegenüber der Band als Style-Ikone von dunkler Coolness begreift oder als Vogel im Nazi-Look. Unbestritten ist seine Rolle als öffentliche Identität von Interpol, da sind Sam Fogarino, Daniel Kessler und gerade auch Paul Banks zu scheu für oder zu desinteressiert an irgendeiner Art von Darstellung ihrer Gruppe nach außen hin. Fotosessions sind für die Typen ja schon schlimm genug, und da war es dann eben meistens Carlos Dengler, der die Blicke auf sich zog.
Nun – zumindest das bekommt Banks neuerdings ganz gut hin, durch ein Lachen zum Beispiel.
Das kommt im Interpol-Kosmos verstörend genug, weil machen wir uns mal nichts vor: Auch Interpol, dem Namen nach die vielleicht ultimative Manifestation dieser Band, ist vor unterschwelliger Sehnsucht nach Leid und tiefem Fall eigentlich kaum lieb zu haben. Und wie eingangs beschrieben, geben einem Interpol heutzutage nicht mal mehr eine prägnante Gitarren-Figur an die Hand, in die man sich als New-Wave- oder auch Indie-Fan verknallen kann.
Stattdessen lassen sie bei „Lights“ minutenlang diese eine völlig ungriffige Melodie in Schleife laufen, steigern das Ganze spät und nur durch einige wenige Worte mehr und zwei weitere Stufen vorsichtiges Schlagzeug. Bei so vielen Bands würde dieser Kniff in der Wirkungslosigkeit verpuffen, hier drückt das Wenige einen Song auf einen nicht zu leugnenden Gipfel. (…)
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