
“What a delight just to see what’s inside us/ Now everything comes undone/ Such a surprise just to see what’s around us/ Now everything comes undone” – der Opener “Nador” gibt sowohl musikalisch als auch textlich den Ton für die gesamte Platte der Belgier an. Der Fokus liegt auf der mal (an)klagenden, mal bittenden Introspektive, über allem schwebt ein Gefühl von wohltuender Rastlosigkeit, die sich in kalten, schneidenden Gitarrenriffs und dem treibenden Schlagzeug manifestiert.
“Starting To Think I’m Pretty” feiert eine in metronomartige Sounds eingebettete Hetzjagd, an deren Ende eine geballte Ladung Post-Rock und SciFi-Nostalgie warten: “I’m running, full timing, haven’t got a/ Place to be/ Tried to figure out but I cannot/ Wait and I cannot see”. Wenn das an der Grenze zur Gefälligkeit liegende “Lazar” mit cleanen Riffs und waberndem Gesang das Zuckerbrot ist, ist “Sad Dancer” die Peitsche, die einem am Ende des Albums mit dröhnendem Bass und roher Emotionalität noch mal ordentlich zusetzt. Auf die epische Dramatik, auf die etwa Black Midi mit “Hellfire” zuletzt setzten, verzichten Heisa vollends.
Es ist eine Präzision und Kontrolle in ihrer Ekstase, die sich in “The Harmonist” oder im letzten Drittel von “After Hours” deutlich niederschlägt. Heisa reizen weder ihre noch unsere Grenzen aus. Was im ersten Moment wie fehlender Mut klingen mag, stellt sich als komplettes Gegenteil heraus: Heisa lassen innerhalb eines festgesteckten Rahmens los. So kann ein Album wie “Trois” abseits von Polyrhythmik und “Viel-und-davon-reichlich”-Genrekonventionen atmen, ohne an Überlagerungen zu ersticken.
Das steckt drin: Chat Pile, The Jesus Lizard, Swans
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