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    Handsome Boy Modeling School
    White People

    VÖ: 15.11.2004 | Label: Warner
    Text: Alexandra Brandt
    Platte des Monats
    Handsome Boy Modeling School - White People

    Mit breit aufgestelltem Gastsänger-Aufgebot kommen Dan „The Automator“ Nakamura und Prince Paul fünf Jahre nach ihrem Debüt als Handsome Boy Modeling School zurück. Um es mit einem Wort zusammenzufassen: beeindruckend.

    „Wir wollen die Leute nicht vollkommen aus ihrem Element reißen, sondern eher Make Up auftragen“, beschreibt Prince Paul die Herangehensweise an das zweite Album seines 1999 gegründeten Buddy-Projekts. Besser hätte man es nicht in Worte fassen können – und was Paul und Nakamura hier als Visagisten geleistet haben, ist ganz große Klasse. Gleich der Opener „If It Wasn’t For You“ mit De La Soul, deren „3 Feet High And Rising“-Album Paul einst produzierte, erweist sich als ein abgehangenes, watteweiches Stück Positivity-HipHop wie man es lange nicht mehr gehört hat. Anschließend darf ebenfalls ein alter Freund ans Mikro: Mike Patton, maßgeblich beteiligt bei Nakamuras Projekt Nathaniel Merriweather, zeigt sich auf „Are You Down With Me“ mal wieder von seiner verführerischen Seite und gibt den sanften Singsang-Onkel zu smoothen Downbeats.

    Für die erste Single „The Worlds Gone Mad“ fahren die beiden Produzenten dann ihr erstes größeres Geschoss auf: Del Tha Funky Homosapien für die Raps, Reggae-Größe Barrington Levy und Alex Kapranos von Franz Ferdinand als Quoten-Hipster. Das Tempo leicht angezogen, der Rhythmus deutlich in Richtung Reggae geschubst, erinnert das Stück zwar ziemlich unverhohlen an Nakamuras ersten großen Mainstream-Erfolg, die für die Gorillaz produzierte „Clint Eastwood“-Single, ist aber trotzdem ein unverschämt eingängiger Hitanwärter. Dass Kapranos darauf eine verschwindend geringe Nebenrolle spielt und man ein bisschen an Etikettenschwindel denkt – wen stört’s? Auch die nächste Kooperation, „Breakdown“ mit Surfer-Boy Jack Johnson, ist äußerst gelungen: Angesichts des traumhaft schönen Downbeat-Instrumentals, das Paul und Nakamura ihm gebastelt haben, wirkt das Akustik-Folk-Fundament seiner eigenen Platten karg, fast trostlos; hier hingegen kann sein weiches Organ regelrecht glänzen.

    Und es geht weiter: Der in der Vergangenheit etwas unterbewertete Hieroglyphics-Rapper Casual nutzt „It’s Like That“, seine Plattform auf „White People“, für eine begabte Rap-Vorführung, auch Black-Sheep-Rapper Dres macht auf dem schnittigen „First… And Then“ eine gute Figur. Chan Marshall alias Cat Power hat für „I’ve Been Thinking“ ihre Stimmbänder mit Soul poliert, dass man sich fast an Erykah Badu erinnert fühlt – schlicht umwerfend. Das Treffen von Neptunes-Mann Pharrell Williams und Julee Cruise in „Class System“ gerät zu einem schwebenden Zwiegespräch mit spöttischen Untertönen; „A Day In The Life“ verbindet den Spinner-Rap von RZA mit den mal wieder absolut erstaunlichen und kaum mit Worten zu beschreibenden Visionen von The Mars Volta. Lediglich in der Mitte des Albums gehen zwei Experimente nicht auf: Bei „Rock And Roll (Could Never Hip Hop Like This) Part 2“ mit Linkin Parks Mike Shinoda und Chester Bennington im Verbund mit Rahzel, Qbert, Grand Wizard Theodore und Jazzy Jay klingt der Titel wesentlicher bedeutungsvoller als der Song am Ende ist, und auch die auf dem Papier so verheißungsvolle Zusammenkunft von Deftones-Sänger Chino Moreno und den Rappern El-P und Cage erweist sich als schräge, geradezu dissonante Nummer mit gequältem Gesang.

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