Geschmeido benutzen Begriffe wie unprätentiös, Phlegma oder SPD, aber sie kommen gar nicht aus Hamburg, sondern aus Freiburg. Ihre Texte scheinen aus der Perspektive von Leuten geschrieben zu sein, die zu viel Zeit haben, ohne daß ihnen jemals langweilig würde. Wie man vielleicht aus eigener Erfahrung weiß, gibt es immer irgend etwas zu tun – Fernsehen, Musik hören, essen… Geschmeido gewähren Einblick ins Innenleben von Wohngemeinschaften in deutschen Mittel- bis Großstädten um circa vier Uhr nachmittags. Die Grundstimmung schwankt zwischen Apathie, Genervtsein und dem Wunsch nach dem großen Sprung nach vorn, vermengt mit einer latenten kleinbürgerlichen Angst vor der Zukunft, was wahrscheinlich für ihre Generation symptomatisch ist. Identifikationspotential galore, würde ich sagen. Die sehr luftige Produktion von Tobias Levin orientiert sich an einer naturalistischen Klangwiedergabe, die auf inszenierte Effekte verzichtet, und die so geschaffene Unmittelbarkeit kommt der Musik nur zugute. The Sea & Cake und Go Plus scheinen hier Modell gestanden zu haben. Es gibt definitiv einige charmante Einfälle auf dieser Platte, aber es wird halt immer ein bißchen aus der Perspektive des verwöhnten Kindes gesungen, wodurch es dann öfter nur lauwarm wirkt.
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Same Same
VÖ: 23.10.2000