Garbage
Strange Little Birds

Ein bemerkenswertes Gegenbeispiel der letzten Zeit war das unterirdisch schlechte neue Album von Skunk Anansie: Da machte sich eine vormals kreative Band auf die Suche nach den eigenen Ursprüngen – und verirrte sich in radikaler Bedeutungslosigkeit. Garbage hingegen gingen es gelassener an, trafen sich in Butch Vigs Kellerstudio, das er selber als eines der lausigsten Homestudios eines renommierten Produzenten bezeichnet, und dachten komponierend über die vergangenen zwei Jahrzehnte nach. Dabei entstand ein Album, das erstaunlich frisch und mühelos klingt und auch die Band selber sehr stark an ihr damals recht bahnbrechendes Debüt erinnert, als noch niemand von ihnen wusste und sie völlig unvorbelastet aufspielen konnten. Ein ähnlicher Vibe lässt sich nun auf “Strange Little Birds” finden, ohne dass das Album deshalb rückwärtsgewandt klänge. Im Gegenteil: Viele Songs enthalten die elektronischen Feinsinnigkeiten ihrer späteren Platten, sind sehr durchdacht instrumentiert und produziert. Und doch wird ein Großteil des durchweg äußerst melancholisch komponierten Materials dominiert von kantigen, in Momenten sogar mal krachigen Gitarren, wie man sie bei Garbage lange nicht gehört hat. Das ist dann doch eine positive Überraschung – und jeder, der diese Band gar nicht mehr auf dem Zettel hatte, weil er sie längst an den Formatradiopop verloren glaubte, sollte ihnen noch einmal eine Chance geben. Denn in Garbage steckt noch eine Menge Leben und Leidenschaft, die man so 2016 nicht mehr erwartet hätte.