Es ist kaum zwei Jahre her, da steckten Österreichs liebste Rocksöhne von Naked Lunch bis zum Hals im Schlamassel. Erst hatten sie ihren Plattenvertrag verloren, dann ohne Versicherung ein mürbe machendes neues Album in Angriff genommen. Und als sie nach zwölf Monaten endlich fertig waren, dauerte es noch mal genauso lang, bis jemand das Teil veröffentlichen wollte. “Songs For The Exhausted” wurde es am Ende genannt, und wenn man erstmal so sehr auf dem Zahnfleisch geht, ist es auch kein Wunder mehr, was dann mit Bassist Herwig Zamerink passiert ist. Ganz für sich und ganz gepflegt ist er durchgedreht, hat sich ein B-Movie-Superhelden-Image zugelegt und als Fuzzman eine Platte aufgenommen, wie sie Beck nach drei Wochen Après-Ski eingefallen wäre. Stichfestes Gitarrengerocke muss sich von virenverseuchter Elektronik eine lange Nase zeigen lassen. Verbeulte Blechbläser tragen zwischendurch ganze Songs, und wenn sie schon mal da sind, dürfen sie natürlich auch einen 40-sekündigen Charleston zertröten. Fuzzman hängt sowieso schon wieder über der nächsten Geräuschmaschine, greift sich ein Akkordeon und lässt auf einmal die Herzen brechende “Ode an Grossmu” aus seinem Cape purzeln. Einen Sinn ergibt das freilich erst, wenn die ganze Seifenblase platzt und es lupenreine Popsongs regnet. Aber darauf zu warten, das ist genauso ein großer Spaß wie die offiziellen Fuzzman-Mützen. Selbstgestrickt, für 300 Euro das Stück zu haben.
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Fuzzman 2
VÖ: 14.11.2008