Friends Of Dean Martinez
Random Harvest

Bei dem Wort „Kopfkino“ denken viele an hysterische Kunstprojekte und Musik für schizophrene Konsumenten, die vergessen haben, ihre Tranquilizer einzunehmen, respektive an selbsternannte Waldfeen, die dem Baum im Nachbargarten ein Kompliment für seine strahlende Aura machen, bevor sie summend einen weiteren Traumfänger basteln. Die Texaner Friends Of Dean Martinez jedoch sind seit 1995 der personifizierte Gegenentwurf zu solch infamen Unterstellungen und beweisen, dass der Streifen, den Musik im Kopf abspulen kann, durchaus auch mal ein blutiger Western voller innerer Kämpfe und dramatischen Nebenplots sein darf. Wer zu den wenigen Glücklichen gehört, die den Pedalsteel-Virtuosen Bill Elm und seine Mannen einst im strömenden Regen das Orange Blossom Festival rocken sah, läuft schnell Gefahr, Stein und Bein darauf zu schwören, dass die nasse Pfingstluft damals nach staubtrockenem Wüstensand schmeckte und der Teufel höchstselbst grimassenschneidend auf einem Büschel Rollgras vorbeiritt. „Random Harvest“, das sechste Instrumental-Album der atmosphärischen Hexenmeister ist abwechslungsreicher als alles, was man von der Band je gehört hat, spielt mehr denn je mit Kontrasten zwischen laut und leise und weiß von einer Sekunde auf die andere höchst dramatische Momente zu kreieren. Dennoch ist die Platte in all ihrem Abwechslungsreichtum auch sehr fordernd, so dass man eine gewisse Konzentration mitbringen muss, um ruhigere Passagen nicht zwangsläufig mit der Durststrecke vor dem meilenweit entfernten Saloon zu assoziieren. Nichts für Klangtapetenfans.