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    Fantômas
    Delirium Cordia

    VÖ: 23.01.2004 | Label: Ipecac/EFA
    Text: Patrick Großmann / Sascha Krüger
    9 / 12
    Fantômas - Delirium Cordia

    Vier-Ohren-Test

    Nach Einminuten-Schnipseln und phantasmagorischen Horrorfilm-Sequenzen beackern Buzz Osbourne, Dave Lombardo (der mit dem Giganten-Gong, you know…), Trevor Dunn und Herr Patton diesmal sozusagen die entgegengesetzte Seite des Feldes. Sprich: Auf knallhart geschnittenes Daumenkino folgt kontinuierlich durchkomponiertes Auf und Ab. Genau ein (!) „Song“ findet sich auf dem dritten Album. 74 Minuten und 19 Sekunden lang. Da ist nichts mit Skip-Taste, da müssen wir durch. Der Abend ist gelaufen, verflixter Schweinehund. Also gut: Analoges Knistern leitet Herzklopfen ein, bevor sich die Gruft öffnet und Patton zu mönchischen Chorälen anhebt. Irres Geknüppel fährt für Momente in die Parade. Dann herrscht wieder Ruhe. Vor. Dem. Sturm. Ruhe. KOPFSCHMERZ! Tribal-artige Rhythmen machen Rauschen und Geräusch-Einspielungen Platz. Kirchen läuten zum Abendmahl im Jenseits. Brackiges Wasser rinnt schimmelnde Kellerwände herab. Schreie des Wahnsinns zerreißen die Stille. Zerebrales Ziehen zersägt den Kortex. (Apropos Kortex: Zu gerne wüsste man, was im selbigen des Urhebers den lieben langen Tag so alles geschieht.) Nach etwa zehn Minuten Spielzeit steht fest: Außer einer ganzheitlichen Entschleunigung hat sich nichts wirklich Bahnbrechendes getan im Staate Fantômas. Die Übergänge fallen homogener aus, man lässt den einzelnen Atmosphären mehr Zeit, sich zu entfalten. Was das Ganze zweifelsohne goutierbarer macht. Aus rasendem Stillstand ist ein schleichender Korrosionsprozess geworden. Diabolisch. Strange. Unglaublich gruselig. Einzigartig. Und anstrengend sowieso. Ich wünsche mir (und MTV) ein Video dazu. Das wäre mal was.
    9/12 Patrick Großmann

    Irgendwann so Mitte der 90er brachte ein kleiner Kauz, der sich damals nicht mehr Prince nennen lassen wollte, eine Platte raus, bei der er auf jegliche Skip-Punkte verzichtete, weil er der Meinung war, dass der Hörer gefälligst das ganze Album am Stück zu hören habe. Das war in etwa die Phase, als er vollkommen verkitschte, den Bezug zur musikalischen Realität verlor, sich ganz seinem eigenen Kosmos aus songwriterischem Unrat und intonierter Redundanz ergab. Lauscht man nun den vollkommen absurden Klangentwürfen auf dem dritten Album der unbestreitbaren Supergroup Fantômas, gewinnt man irgendwie den gleichen Eindruck. Auch hier gibt es keine Skip-Punkte. Auch hier gibt es, je nach Sichtweise, den Unrat, die Redundanz, Klanggefusel auf höchstem technischen Niveau – oder eben endlich mal etwas anderes. Definitions- oder noch viel mehr: Geschmackssache. Ich jedenfalls fühle mich auf ganzer Linie verarscht. Es wird so herzlich egal, wie weit man gängige Musik abstrahieren kann, wenn die Band dabei klingt wie eine hustende Waschmaschine, eine elektronische Libelle oder eine kurz mal los brausende Hurricaneverwüstung. Das ist artsy-fartsy Lautmalerei, ein toller Hintergrundsoundtrack für die hippe Jungexpressionistenvernissage im Bunker an der Ecke, oder einfach: Schrott. Denn bei allem Verständnis für Absurdes, Außergewöhnliches und insbesondere Künstlerisches: Es gibt quasi keine einzige unter den 74 Minuten, die in irgendeiner Weise fesseln würde. Das ist schlicht und ergreifend zum Kotzen langweilig. Mike Patton: King for a lifetime, fool for a record. Wieder mehr Musik, bitte.
    2/12 Sascha Krüger

    weitere Platten

    Suspended Animation

    VÖ: 04.04.2005

    The Director's Cut

    VÖ: 23.07.2001

    Fantômas

    VÖ: 27.04.1999