Gemessen am eigenen Anspruch und an der unendlichen Ernsthaftigkeit des Vorhabens (man höre nur mal diese humorlos tiefen Bässe und Streicher im Opener Katherine) ist Ode To Sentience ein eher zwiespältiges drittes Album geworden. Während die Vorgänger Dark Undercoat und Victorian America zwar nicht textlich glänzten, aber doch den Balance-Akt zur ansprechend dunklen Gesamtästhetik hinbekamen, springen einen die Holzhammer-Metaphern und Phrasenschleudern in Songs wie The Cliff, das klischeebeladen vom berühmten Sprung in den Selbstmord erzählt, förmlich an.
Es wäre der blanke Hohn, würde man Zeilen wie So you chose to jump off that cliff/ Whats it like when you fall? auf irgendwelche Grabsteine gravieren. Zum Glück funktioniert dieses Album auf anderen Ebenen deutlich besser: Die schaurig-schönen Melodien, ob nun weit ausholend mit Nick-Cave-Piano oder doch intim mit wälzendem Gitarrenpicking wie bei Leonard Cohen zu seinen Glanzzeiten, machen schon einiges her. Da muss man White zugute halten, dass sie sich die richtigen Vorbilder ausgesucht hat.
Ein Song wie Requiem Waltz, der sich in orchestraler Erhabenheit zu einem wahren Koloss steigert und sich jeglicher traditionellen Vorlage entzieht, untermauert sogar, dass diese Platte mehr will, als bloß ein bisschen den Mond anzuheulen. Und auch wenn es nicht ganz das mysteriöse Schattenspiel von Marissa Nadler oder das altkluge Selbstverständnis von Alela Diane erreicht, bleibt Ode To Sentience nichts schuldig – bis auf ein paar ordentliche Texte natürlich.
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Victorian America
VÖ: 30.10.2009