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    Emanuel And The Fear
    Listen

    VÖ: 09.04.2010 | Label: Paper Garden/Indigo
    Text: Oliver Schröder
    9 / 12

    Wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt aus Brooklyn ein Besessener daher und produziert ein 70-minütiges Epos aus Klassik, Rock und Wahnsinn.

    Bei „Listen“ handelt es sich immerhin erst um das Albumdebüt des zehnköpfigen Kollektivs um Junggenie Emanuel Ayvas. Das Projekt ambitioniert zu nennen, hieße Kinskis Rolle in Fitzcarraldo auf das Wort ehrgeizig zu reduzieren. Wir erinnern uns: Der Musikliebhaber war so getrieben von der Idee, eine Oper in den Sümpfen des Amazonas aufzuführen, dass er dazu einen riesigen Ozeandampfer über die Berge tragen ließ. Ebensolche musikalische Besessenheit lag der Erschaffung von „Listen zugrund“.

    Emanuel And The Fear bauen ein opulentes Fantasietheater und machen es zum Dreh- und Angelpunkt der Musikgeschichte. Die Bühnenarbeiter kommen bei den raschen Szenenwechseln nicht mehr mit den Bühnenbildern hinterher. Und auch der Hörer steht vor der gewaltigen Aufgabe, sich aus ständig wechselnder Perspektive ein immer neues Bild machen zu müssen. Mal sitzt man in den vorderen Rängen und erlebt aus der Nähe, wie sich das Orchester schwerfällig in Bewegung setzt.

    Von der Fürstenloge aus betrachtet, tanzt Ayvas einen lateinamerikanischen Indie-Boogie, inklusive 70s-Rock-Spagat von Jethro Tull bis Deep Purple. Dann stehen wir direkt neben dem Vorhang und lauschen einer intimen Runde aus Gesang, Klavier und leisen Beats. Zum Finale gelingt endlich der Versuch, alles in Schutt und Asche zu spielen: Listen geht unter im Geräuschgewitter. Genie befindet sich bekanntlich auf der gegenüberliegenden Seite von Wahnsinn. Man hatte selten so viel Spaß, dabei zuzuhören, wie jemand auf dem Drahtseil heftig ins Wanken gerät.

    Artverwandte

    Arcade Fire„Funeral“
    Ben Folds„Songs For Silverman“
    The Who – „Tommy“ (Orchesterversion)

    weitere Platten

    The Janus Mirror

    VÖ: 14.09.2012