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    Egyptian Blue
    A Living Commodity

    VÖ: 27.10.2023 | Label: Yala!
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 368
    Schönheit
    Egyptian Blue - A Living Commodity

    Auf ihrem Debütalbum vertonen die Hoffnungsträger des britischen Punk Egyptian Blue einen kathartischen Prozess voller Zerbrechlichkeit, Flüchtigkeit und Zerfall. Auf diesen Emotionen errichten die Newcomer „A Living Commodity“, das die Konturen einer zerrissenen, desolaten Gesellschaft nachzeichnet.

    Dabei pulsiert die Platte vor Lebendigkeit mit Isaac Ide am Schlagzeug, der den rätselhaften Texten ihre soghafte Schwere verleiht und Empfindungen dazu nuanciert auf seinen Drums einprügelt. Während Ide seine Finesse ausspielt, stimmt der abgeklärte Sprechgesang von Andy Buss seinen eigenen Rhythmus an – ohne Willkür. Zwischen diesen Polen entsteht eine elektrisierende Dynamik in den Stücken, dessen Leerstellen die Gitarren von Leith Ambrose und Luke Phelps mal mit lockerem Indierock, mal mit kläffendem Hardcore füllen.

    Deswegen erinnert der Sound von Egpytian Blue immer wieder an Idles oder Foals, sie gehen in „A Living Commodity“ allerdings einer atmosphärischen Kompositionsform nach. Darin schaltet die Band neben ausladenden Wut-Balladen („Contain It“, „Skin“) auch erstmals einen Gang runter, indem sie sich zeitweise bei Shoegaze bedient wie in „Apparent Cause“ oder „A Living Commodity“.

    Diese Ambivalenz ist einer der Aspekte, wieso das Debütalbum stark von ihren Stücken zuvor abzugrenzen ist. Schon 2019 legten die vier Briten mit der EP „Collateral Damage“ ein anderes Debüt hin, daraufhin werden eben Idles und Foals auf Egyptian Blue aufmerksam – und geben ihrer Karriere einen kräftigen Schub. Inmitten von Touren als Support und auf diversen Festivals sind die Jungs aus dem ländlichen Colchester ihrer musikalischen Vision treu geblieben, die auf „A Living Commodity“ einen Höhepunkt erreicht.

    Vielschichtiger und selbstbewusster stellen sie sich dem Schmerz der vergangenen Jahre, die vor allem von Zweifeln, Trauer, Angst und Schwermut beschattet wurden. Alles Zustände, die zum Prozess einer ausladenden Katharsis gehören, um dem Lebensschmerz zu entkommen – nur von Scham fehlt auf der Platte jede Spur. Von der halten Egyptian Blue herzlich wenig, wie im ersten Song „Matador“ klar wird: Der Wille, dem Schmerz zu trotzen, wird mit der Metapher des Matador im Stierkampf erklärt, während außerdem die Weltmeere von den eigenen Tränen getränkt werden, dazu wird im Nebensatz noch die Pressefreiheit in die Mangel genommen. Klingt absurd, chaotisch? Ist es nicht. Denn am Ende geht es um die Frage, wie man dem Leben trotzt, umgeben von katastrophischen Zuständen. Gibt es einen Weg? Egyptian Blue geben mit ihrem liebevollen und umsichtigen Punk die Antwort darauf.

    Das steckt drin: Folly Group, English Teacher, Shame