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    Doves
    Constellations For The Lonely

    VÖ: 28.02.2025 | Label: EMI/Universal
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 383
    Schönheit
    Doves - Constellations For The Lonely

    Für ihren formvollendeten Post-Britpop mussten sich die Doves erst selbst heilen.

    Wird man vom sechsten Album der Band aus Manchester in den Bann gezogen, was wirklich schnell passiert, geht man beim Hören davon aus, einem enorm selbstsicheren Ensemble zuzuhören. Einem perfekt aufeinander abgestimmten Trio, das sehr genau weiß, was es kann und was es braucht, dieses Können auf einem Album zu konservieren. Etwa sehr viel teures Equipment sowie eine Menge Geduld bei der Produktion. Schließlich sind alle Doves-Alben das Gegenteil von Bedroom-Pop-Aufnahmen: Der Band geht es nicht um pragmatische Lösungen, Spontaneität oder Schnelligkeit, sondern um klangliche Perfektion, vom ersten bis zum letzten Ton.

    Wobei es seit jeher die große Gabe der Doves ist, diese Könnermusik zwischen Psychedelic, Britpop, Prog und Folk lebendig zu halten. Nicht angeberisch zu klingen, sondern Songs voller Überraschungen und Seele aufzunehmen. Wie beschrieben: Weil das auf diesem Album so gut funktioniert, erwartet man eine Band, die in sich ruht. Doch das war dieses Mal nicht der Fall.

    Dabei war die Ausgangslage hervorragend: Das fünfte Album “The Universal Want” von 2020, das erste nach zehn Jahren Pause, kam gut an, erreichte Platz eins der UK-Charts. Dann jedoch musste das Trio die bevorstehende Tour absagen: Bassist und Sänger Jimi Goodwin kämpfte gegen die Sucht, hatte enorme mentale Probleme. Vollbremsung.

    Dass sich die Band über die Arbeit an diesem Album neu zusammenfand und dass Goodwin dabei gesundheitliche Fortschritte machte, belegt die heilende Kraft der Musik. “Constellations For The Lonely” beginnt mit der Single “Renegade”, dem ersten Song, den das Trio für das Album in Angriff nahm. Er klingt, wie Talk Talk zur Zeit von “The Colour Of Spring”, also bevor die Band um Mark Hollis nur noch Kunst machte. Es ist schwermütiger Luxus-Pop, der für ein diffuses Funkeln im Dunkeln sorgt. Mit Goodwin als Sänger, voll auf der Höhe.

    Bei den Doves haben neben ihm auch immer die Zwillingsbrüder Jez (Gitarre) und Andy (Schlagzeug) Williams gesungen. Beide haben höhere Stimmen, ihre Gesänge sind längst nicht so voluminös. Dass sie oft zu hören sind, dürfte Goodwin einiges an Stress genommen haben. Umso überzeugender ist sein Sprechgesang bei “The Butterfly House”. Wenn die Stimmen im Verlauf der Platte häufiger als sonst zusammenfließen, und die Songs im Laufe der Minuten immer neue Wendungen nehmen, verliert man sich in diesem Album. In Songs wie “Last Year’s Man”, das Ennio Morricone gefallen hätte. Oder im Finale von “Southern Bell”, das keine vier Minuten läuft – und doch wie ein Epos wirkt.

    Das steckt drin: The Amazing, Elbow, Talk Talk

    weitere Platten

    The Universal Want

    VÖ: 11.09.2020

    Kingdom Of Rust

    VÖ: 03.04.2009

    Some Cities

    VÖ: 21.02.2005

    The Last Broadcast

    VÖ: 29.04.2002

    Lost Souls

    VÖ: 25.04.2000