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    Dirty Pretty Things
    Romance At Short Notice

    VÖ: 22.08.2008 | Label: Mercury/Universal
    Text: Dennis Plauk
    5 / 12

    „Waterloo“ wäre ein treffender Titel für das weitgehend missglückte zweite Album der Dirty Pretty Things gewesen,

    läge er nicht so nah an dem ihres ersten. Wahrscheinlich ist es aber auch besser, nicht ständig an 2006 und „Waterloo To Anywhere“ erinnert zu werden; daran, was war und was hätte werden können, nach so einem Debüt, und was nun geworden ist. „Romance At Short Notice“ ist Zeugnis einer Band, die zwei Jahre lang auf der Suche nach mehr war und am Ende mit weniger dasteht, als sie zu Anfang hatte. Der Schmiss, der Schwung, die Raffinesse im Songwriting – nacheinander müssen den Dirty Pretty Things ihre Talente aus der Tasche gepurzelt sein. Anders ist nicht zu erklären, dass von 12 Songs auf „Romance At Short Notice“ gerade drei so etwas wie Zug entwickeln und einen zündenden Refrain besitzen. Welche drei, steht am Ende dieser Rezension unter „Anspieltipps“, und man hätte gut und gerne „die einzigen“ davor schreiben können. Denn fernab der schmucklosen Eleganz eines „Blood On My Shoes“ (inkl. Gitarre-über-Glockenspiel-Radiohead-Ripoff, vgl. „No Surprises“), der verschrobenen Rhythmik in „Best Face“ und der großen Dramatik von „Kicks Of Consumption“, das sich samt der galoppierenden Drums und verruchten Gitarren prima als Arctic-Monkeys-Song tarnen könnte – fernab dieser essenziellen zehn Minuten also verpasst man wenig hier. Man verpasst, wie das sommerleichtseichte „Plastik Hearts“ ebenso vor sich hinplätschert wie das textlich griffige, doch wenig originelle „Tired Of England“, das zu allem Überfluss musikalisch um Haaresbreite zu einem Babyshambles-Stück geworden wäre. Man verpasst, wie in „Buzzards & Crows“ windschiefer Polkabeat und Gruselorgel ins Nichts verlaufen; wie „Chinese Dogs“ Sportlichkeit andeutet und schnell die Puste verliert. Vor allem aber verpasst man, was niemand mit anhören will, der die Libertines in Ehren hält, noch weit über die Gleichgültigkeit hinaus, mit der man Pete Dohertys wöchentliche Gossip-Eskapaden inzwischen aufnimmt: Auch Carl Barât beginnt sich allmählich in eine tragische Figur zu verwandeln, der es weder glückt, seinen alten Kumpel Pete zur Räson und einer Libertines-Reunion zu bewegen noch seiner jetzigen Band entscheidende Impulse zu geben. Stattdessen denkt er sie in so viele neue Richtungen, wie ihm einfallen, und macht seine Hilf- und Orientierungslosigkeit öffentlich. Die Ironie an „Romance At First Notice“ ist: Dirty Pretty Things klingen immer dann am besten, wenn sie wie auf dem letzten Album klingen. Und das ist wohl das Letzte, was sie wollten.
    anspieltipps Kicks Of Consumption | Best Face | Blood On My Shoes

    weitere Platten

    Waterloo To Anywhere

    VÖ: 05.05.2006