Wer die Smiths nur vom Hörensagen und aus den Gazetten kennt, der denkt womöglich, sie hätten mal geklungen wie Maximo Park. Von wegen. Mehr noch als heute war Morrissey mit seinen Bandkumpanen Meister der feinen Zwischentöne. Man höre nur aufmerksam das kleine, aber unheimlich effektive Gitarrenintro des guten, alten “Bigmouth Strikes Again”. Die meisten Smiths-Erben hätten die Wirkung wahrscheinlich auf Anhieb mit einer Keyboardattacke platt gewalzt. Auch Decoration verleiht ihre Zurückhaltung einen sympathischen Sonderstatus. Selbst die schönsten Songs wie “Pavey Ark” oder “Pine” und die aufmüpfigsten wie “I Tried It, I Liked It, I Loved It” sind meilenweit vom Hitstatus entfernt – und Welten von der Indie-Disco. Unorganische Instrumente sparen sich die Londoner, Effekthascherei sowieso. Dennoch hat bei Decoration das Namedropping Hochkonjunktur – im positiven Sinne. Sie haben sie alle im Schrank, die lange Vergessenen wie The Feelies oder The House Of Love, mit denen Decoration ihren Producer Pat Collier teilen. Die immer noch Allgegenwärtigen wie R.E.M. oder eben die Smiths. Vielleicht auch Idlewild, mit denen Decoration-Kopf Stuart Murray die kehlige Stimme verbindet. “Don’t Disappoint Me Now” ist keine Kopie ihrer Helden, sondern eine respektvolle Huldigung. Das größte Kompliment, das man Decoration wohl machen kann: Sie haben ein ehrliches Album vollbracht. Zwischen all den Gernegroß-Emporkömmlingen im feinen Zwirn sind Decoration die Aufrichtigen im Karohemd. Leute wie wir eben.
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Flippant
VÖ: 02.03.2007