Antwerpener Intelligenzia-Szene trifft auf Steve Albini-Produktion. Was sich auf dem Papier fantastisch liest, am Ende aber doch nur das Prädikat `ziemlich gut` verdient.
Schräge (Kunst-)Vögel unter sich. Konkret: Roudy Trouvé, Maler, Bildhauer, Labeleigner und früher mal bei dEUS. Daan Stuyvens, Grafik-Designer und musikalischer Eigenbrötler mit einem der schönsten Solo-Alben aller Zeiten im Rücken (“Profools”). Steve Albini, Überproduzent von so ziemlich allem, was laut, wild, noisy und vor allem `indie` in der tiefsten Bedeutung des Wortes ist. Plus drei weitere Freak-Musiker. Und nun: “Cago”, Dead Man Rays drittes Album, live, direkt und unverfälscht aufgenommen in Albinis Chicagoer Studio. Zweifellos: “Cago” hat eine gewaltige Tiefe, ist schlau komponiert, durchdacht arrangiert, aufwendig instrumentiert und Albini-typisch unverfälscht auf Tape gebannt. Und doch ist diese Platte nicht mehr als ein sehr schönes Indie-Werk mit einigen hervorragenden, aber eben auch einigen eher verzichtbaren Songs. Überraschend auch, dass bei dieser Konstellation die eindeutig zugänglichste Platte von Dead Man Ray entstanden ist – und genau hier liegt das Problem. Man vermisst einfach ihre einmalig verquaste, unendlich um die Ecke gedachte Fähigkeit, aus kruden Klangfragmenten und seltsamen Instrumentierungen etwas entstehen zu lassen, das absolut einzigartig ist. Diese Platte hier ist vor allem artig, aber eben nicht einzig. Zugegeben: Das liest sich jetzt alles wie ein halber Verriss (und das bei acht Punkten) und sicher, die Platte ist ja auch gut. Aber am Ende – und bei der Besetzung – eben auch ein bisschen enttäuschend.
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Berchem
VÖ: 01.01.1999