Cracker
Gentleman’s Blues

Auch David Lowery weiß, wie die Echternacher Springprozession verlief, kennt das Zwei-Schritte-vor-einen-zurück-Prinzip. Nachdem sich der Ex-Camper Van Beethoven-Mann mit dem letzten Album „The Golden Age“ Hals über Kopf seinem neuentdeckten Alternative-Spieltrieb hingab, variabel wütete und veritabel schmachtete (und ganz nebenbei mit „Big Dipper“ eine der schönsten Balladen aller Zeiten veröffentlichte), widmet er sich jetzt wieder verstärkt der Liebe zum Country. Hier paaren sich Slide-Guitars mit charmanten Pop-Anekdoten, zart gehauchte Zeitlupen-Melodien und kraftvoll treibender „Gentleman’s Blues“, dürfen zwei Tom Petty-Recken genauso mitspielen wie Tommy Stinson (Ex-Replacements). Anfangs vermißt man ein wenig die wütenden Ausbrüche des Vorgängers und wünscht sich insgeheim, daß Lowery & Co. mal so richtig die Sau durchs Dorf treiben, doch Perlen wie „James River“, „The Good Life“ oder der Tom-Waits-meets-Krusty-den-Clown-Song „I Want Out Of The Circus“ zeigen die ganze Größe, Würde, Schönheit und Spielfreude dieser Band. Nicht ganz so fesselnd wie der Vorgänger, aber ein goldenes Zeitalter läutet man schließlich nur einmal ein.