Warum galten Blonde Redhead in den 90ern als wichtigste Retter des Noise seit Sonic Youth? Wieso bewegen sie sich seitdem im Halbschatten zwischen respektvoller Anerkennung und gelangweilter Nichtbeachtung? Was soll man mit der Band im Jahr 2007 überhaupt anfangen? Auch für 23 wurden hochwertige, altbewährte Stilelemente auf geschmackvolle Weise zusammengestellt: luftige Cardigans-Psychedelia, verträumte Lushness, Mogwai-Easy-Listening. Sich an genrebegründenden Klassikern wie My Bloody Valentines Loveless zu orientieren, muss auch nicht als Fauxpas kritisiert werden. Dass Blonde Redhead dabei oft in unspektakuläre Salonmusik abrutschen, schon. Die zerrissenen Noiseausbrüche früherer Tage dämmern schon lange im verschlossenen, wattierten Memorabilia-Schrank. Die entstandenen Intensitätslücken klaffen weiter vor sich hin, ohne mit Inhalten gefüllt zu werden, die nicht nur ästhetisch überzeugen, sondern auch emotional berühren. Wesentlich unaufdringlicher als alles vorher veröffentlichte, passt 23 trotz angedeuteter Tiefen problemlos ins Kruder-&-Dorfmeister-Afterwork-Set der plüschig-kühlen 90er-Jahre-Lounge. Da kann heute kaum ein Künstler ernsthaft enden wollen.
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