Man kann das ja auch positiv sehen: Ein Underground, der sich selbst genügt, billige Konzerte, kleine Clubs, viel Intimität, große Autonomie. Prinzipientreue und Menschen, die trotz ihres martialischen Unterhemd-und-Muskeln-Gehabes eigentlich ganz nette Typen sind. Doch es ist auch gerade diese Selbstgenügsamkeit, die Hardcore zu so einer uniformen und verbissenen Angelegenheit macht. Hört man das metallisch gefärbte Gebretter auf diesem 19 Minuten kurzen Album, den furztrockenen Bass, das zähnefletschende Gebell und die bedrohliche Stimmung dieses schwarzen Freitags, bekommt man den Eindruck, dass diese Jungs den “Blackout” eher zelebrieren denn überwinden wollen. Das Leben ist scheiße, doch wir halten durch. Aus dieser in musikalische Katharsis gegossenen Umkehrung des üblichen Gejammers deutscher Angestellter mit Rückenleiden erwächst der Pathos der Hardcore-Söhne: “True” zu sich sein, die Tradition fortführen, den vielen Brothers und wenigen Sisters in dieser kleinen Szene beistehen und sich Tattoos von einer Firma stechen lassen, die ‘Glaube Liebe Hoffnung’ heißt. Wer damit – nebst straightem Old-School-Sound von Bands wie den Cro-Mags oder Kill Your Idols gemischt mit etwas Mosh und Punk – etwas anfangen kann, wird mit “Blackout” glücklich werden.
weitere Platten
The Escape
VÖ: 13.09.2004