Wer jemals ein Loose-Konzert besucht hat, ist womöglich unbefriedigt, wenn er sich ein paar Tage darauf die Platten der niederländischen Prog-Rocker noch mal zu Gemüte führt. Die volle Dröhnung, die gibt’s nur in Verbindung mit der bewusstseinserweiternden Live-Video-Show. Black Cab, Labelkollegen von Loose, machen es mit ihrem Debüt “Altamont Diary” da einfacher, sie liefern das Drehbuch für den Kopf-Kintopp quasi frei Haus. In Form von Songtiteln: “Summer of Love”, “Good Drugs”, “A Killing” und so weiter. Der Streifen für das innere Auge, den das australische Duo zu vertonen versucht hat, ist eine Dokumentation des berüchtigten Altamont-Konzertes der Rolling Stones im Jahre 1969. Das Festival, das der Hippie-Bewegung nicht nur die Sinne tüchtig vernebelte, sondern zudem die Unschuld und einen Menschen raubte: Meredith Hunter, ein junger Farbiger, zu Tode vertrimmt durch ein paar Hell’s Angels, von den Stones damals – keine so brillante Idee – als Security angeheuert. Keith Richards, prügelnde Motorrad-Rocker und jede Menge Betäubungsmittel – prima Stoff für einen unterhaltsamen Kinoabend daheim vor der Stereoanlage. Nur lässt die musikalische Untermalung trotz einiger hypnotischer Momente gelegentlich zu wünschen übrig. Das ausgefranste “1970” überschreitet auf mehr als zehn Minuten den schmalen Grat zwischen Drogen- und drögem Rock. Den Balance-Akt haben The Soundtrack Of Our Lives, ebenfalls auf Stickman, schon besser hinbekommen. Nicht zu vergessen Spacemen 3. Aber dafür kostet “Altamont Diary” ja auch weitaus weniger als eine Original-Maxi (mint!) von “Walking With Jesus” bei Ebay.
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Jesus East
VÖ: 26.01.2007