Jahrelang war Tom Petty höchstens noch Auswechselspieler in der Coolness-Liga von David Hasselhoff. Wer laut über Bruce Springsteen nachdachte, konnte sogar in Verdacht geraten, mehrere Kid Rock-Alben auf seiner Festplatte zu lagern. Aber neulich machte die Popmusik, was sie gerne mal tut – sie dachte um. Und jetzt sieht es so aus: Razorlight spielen 70s-Ami-Rock. Badly Drawn Boy nennt sein neues Album “Born In The UK”, ganz recht. Und Ben Kweller? Sehnte sich so sehr nach jener Zeit, als noch Songs wie “Free Fallin” im Radio liefen, dass er die Sache kurz entschlossen selbst in die Hand nahm. Ausgerechnet das Vollmilchgesicht des Indie-Rocks wollte auf seiner dritten Platte alle Präfixe weglassen, spielte trotzig sämtliche Instrumente und ordnete für den Produzenten Gil Norton an, sich ausnahmsweise Mühe zu geben. Anders als seine Vorgänger wurde “Ben Kweller” nicht in “irgendeinem Raum” aufgenommen. Die Songs sind zu Ende gedacht und ausgeschmückt worden, “This Is War” macht verdächtig breite Beine zu seiner Stampfkartoffelgitarre. Den Lausbub hat Kweller aber trotzdem nicht ganz aus sich rausgekriegt. Weiterhin lassen seine Songs keinen Handstand Überschlag unversucht. Immer noch sind seine Alltagsgeschichten rührend bis verschmitzt. Und wenn er in “Thirteen” solange am Klavier sitzen bleibt und weiter singt, bis ihm einfach nichts mehr einfällt, wird auch aus dieser Platte noch ein kwellereskes Album. Nur mit etwas mehr Lametta behangen als sonst.
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