Die Hamburger Schule wird im Falle des Erfurter Quintetts Anger 77 gern als Schablone angewandt, obwohl sich die Texte hinsichtlich des intellektuellen Gehalts dazu konträr verhalten. Auf dem zweiten Album der ostdeutschen Band findet sich sogar eine Art Pur-Chorus (Ich hab dich trotzdem gern), allerdings zu einer Instrumentierung, die in manchen Passagen an die Dead Kennedys erinnert. Ansonsten werden Melodie und Romantik jedoch groß geschrieben, obwohl Faß mich an Max Goldt-Inspirationen vermuten läßt und Goldfisch durch lustige Wortspielereien glänzt (Komm wir gehen pinkeln im Schnee… niemand kann so ein gutes W). Primär zählt aber die Musik, und die klingt, wie britischer Gitarrensound geklungen hat, bevor Brit-Pop kam. The Jam oder Billy Bragg hätten so klingen können, wären sie von den Anger 77-Produzenten Paul Grau (Rausch) und Kai Wingenfelder (Fury ITS) auf klinisch rein getrimmt worden. Auch wenn diese Namen die Rezension jetzt nicht unbedingt positiver klingen lassen, macht die Platte doch irgendwie Spaß. Warum nicht einfach einmal Gefühle sprechen lassen und hören, was man sonst nicht gehört hätte? Für den Streßabbau (- besonders beim Spülen, meint Herr Zahn) scheint diese Platte jedenfalls geradezu prädestiniert.
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Keine Angst
VÖ: 11.09.2000