Wenn man bei dem Bandnamen an eine Gruppe zorniger Menschen mit ebenso wütender Musik denkt, liegt man falsch. Diese Band ist so sehr Punkrock wie Steppenwolf Peter Maffay Hardrock.
Um es gleich vorwegzunehmen: Es handelt sich bei Anger 77 nicht direkt um einen Etikettenschwindel. Schließlich kann man ihnen nicht vorwerfen, dass sie keine Musik der flotteren Gangart machen, nur weil sie sich nach der Adresse ihres alten Proberaumes benannt haben. Aber es scheint, als hätte es den Thüringern gänzlich an Impulsen gefehlt, die den Songs auf Keine Angst ein bisschen mehr Leben hätten einhauchen können. Beängstigend lasch, und mit Verlaub, langweilig, klingen die Lieder, die doch so bedeutungsschwangere Themen wie Liebe, Verlust und eben auch Angst umkreisen. Mag sein, dass bei deutschsprachiger Musik die Texte überbewertet werden, aber so einfältig bis peinlich und schlimm, dass man sie gerade eben einer Schülerband durchgehen lassen könnte, sollten sie dann doch nicht sein. Ich hoffe, ich tue ihnen nicht Unrecht, aber mir scheint, dass sie leider auch in musikalischen Belangen nicht unbedingt von einer Muse geküsst wurden. Zwar handwerklich in Ordnung und mit deutlichen Ambitionen in Richtung massentauglichen Stadionrock, fehlen soundprägende Ideen und Stil. So ausdrucksschwach und eintönig ist schon lange kein Album, auch kein deutschsprachiges, bei mir verklungen. Selbst Rammstein und Pur haben mich mehr berührt als die gehaltlosen Songs, die Anger 77 präsentieren. Mag sein, dass es bei Keine Angst um persönliche Musik geht, an mir persönlich geht diese komplett vorbei.
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Allein im Flugzeug
VÖ: 01.01.1998