Kaum entfernt sich der Kanadier von semi-autobiografischen Themenfeldern, muss auch ein neuer Sound her. Für Shaufs sechstes Album heißt das: weg mit Akustikgitarren und generischen Strukturen, her mit Synthesizern, Harmonien und ganz viel Raum zur Entfaltung. Fest in diesen neuen Stil eingewickelt tänzelt der Singer/Songwriter durch eine melancholische Weite, in der alle Kanten kindersicher sind. “Norm” erzeugt weder Reibung noch Aufschrei, sondern versinkt vor lauter mystischer Melancholie widerstandslos im Treibsand. Dieser Effekt ist aber gewollt, Shauf holte dafür extra Mixer Neal Pogue (Tyler The Creator, Janelle Monáe) an Bord. Ihre Zusammenarbeit führt zu musikalischer Schönheit, die sich weniger in Momenten, denn in Flächen erleben lässt. “Catch Your Eye” etwa ist ungesüßte Zuckerwatte in Songform, das theatralische “Paradise Cinema” möchte unbedingt auf die große Leinwand und im einzigen minimal druckvollen Stück “Daylight Dreaming” findet Shauf sogar Zeit für Melodieverliebtheit. Ansonsten ist “Norm” voller Atmosphäre und schert sich in diesem Status wenig um Greifbarkeit. Wer das mag und ein Herz für vielschichtige Synthesizer hat, wird dieses Album lieben.
Das steckt drin: Andrew Bird, Kevin Morby, Whitney
weitere Platten
Wilds
VÖ: 24.09.2021
The Neon Skyline
VÖ: 24.01.2020