Den Anfang dieser All-Areas-Playlist macht ein Musiker, der musikalisch eigentlich nicht mein Ufer ist. Rocky Votolato und seine neues Indierock-Trio Suzzallo nehmen mich mit einem Song wie “The Destroyer” aber qua des Hintergrundes von “The Quiet Year” mit: Votolato verarbeitet die Trauer um seinen verunglückten Sohns so herzzerreißend, dass man ihn in den Arm nehmen möchte. Und danach die ganze Welt.
Liebe Stromgitarre, du bist immer für mich da: “Thunderball” schafft es auch mit den 285. bis 295. neuen Melvins-Songs, mich in einen herrlich breiten Black Sabbath-State-of-Mind zu versetzen. Dafür muss ich mir nicht mal Buzz Osbornes skurrile Songtitel merken. Obwohl “Short Hair With A Wig” ein guter Anfang wäre.
Mit etwas Verspätung schnalle ich, wie gut die Songs der Māori-Metaller Alien Weaponry auf ihrem dritten Album “Te Rā” geworden sind. Kriegsmusik, bei der niemand sterben muss, vertont Lewis de Jong inzwischen genauso gut wie Max Cavalera in seinen besseren Zeiten. In “Te Riri o Tāwhirimātea” spuckt de Jong uns das rotzrot vor die Füße.
Stromgitarre braucht auch Strombass: Die Ironiefreiheit, mit der Propagandhi auf “At Peace” den Speed Metal der 80er zitieren, begeistert mich genauso wie Todd Kowalskis Bassläufe in “Vampires Are Real”. Noch einer, der Steve Harris genauso kann wie Mike Watt – und die Geschichte des Rock-Bass damit weitererzählt.
Für fieses Bass-Schlagwetter sorgen auch Employed To Serve. Deren Blastbeat-Schlachtfest “Familiar Pain” tritt gnadenlos alten Metal-Schrott die Treppenstufen hinunter. Auf Promofotos blickt die UK-Band derweil possierlicher drein als Blues Pills beim Babybauch-Shooting. Ton-Bild-Schere!
Machine Heads Robb Flynn hat in Reece Scruggs endlich einen netten Spielkameraden an der Gitarre gefunden. Entsprechend forsch zappen die beiden auf “BØNESCRAPER” und anderen, nun, kreativen Exkursionen, durch die Soundbänke des digital Machbaren. Ich habe nie behauptet es sei reizlos, bei Unfällen zuzuschauen.
Nicht immer müssen Gitarren weh tun. The Kooks erinnern mich mit ihrem Offbeat-verliebtem Indierock auf “Never/Know” und dem Wings-Cover “Arrow Through Me” daran, wie schön das Instrument auch Nebenrollen spielt.
Große Erwartungen an Ghost sind inzwischen Glückssache. Auch wenn meine Liebe zu Abba und die paar guten Erinnerungen an den Lateinunterricht Türöffner sind, ich hätte mir auf “Skeletá” mehr Gitarren-Licks gewünscht als in dem einsamen Prog-Finale “Excelsis”. Da geben die Nameless Ghouls allerdings alles.
Die britischen Heavyrocker Earl Of Hell entschädigen mich mit dem widerborstigen Stoner-Doom in “Macabra Cadabra” ein wenig dafür, dass ich sie vergangenen Monat live genauso verpasst habe wie Alain Johannes und Masters Of Reality.
“I Just Want To Be A Sound” – ideell halte ich es wie Kadavar, auch wenn ich mir ihr gleichnamiges grenzgängerisches Album noch eine Weile erschließen muss. Bis dahin mache ich Gitarrenurlaub. Am liebsten im Elektropop von Zoot Woman, mit dem Marching Techno von Meute oder den schwer asozialen Punchlines von SSIO.
Noch mehr All Areas Playlisten sowie unsere “Draußen”- und “Best New Songs”-Playlisten findet ihr unter visions.de/playlists Und wer noch mehr hören möchte, sollte in unseren Podcast “Der Soundtrack meines Lebens” reinhören.