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    ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead
    Worlds Apart

    VÖ: 25.01.2005 | Label: Interscope/Universal
    Text:
    Platte des Monats
    ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - Worlds Apart

    Farben, Tiefe, Orchester, Aggression: …Trail Of Dead beweisen, wie man ein Meisterwerk in den Schatten stellt – und Onkel Rock aus der Klemme hilft, ohne es zu wollen.

    „Ich hatte nie den Vorsatz, etwas zu zerstören. Es geht mir mehr darum, Dinge zu reparieren,“ schrieb Conrad Keely einmal und meinte damit die Angewohnheit, regelmäßig das eigene Instrumentarium zu Kleinholz zu verarbeiten. Er hätte ebenso auf die neue Wundertüte seiner im Studio nach Neil Buschs Abgang zum Trio geschrumpften Band verweisen können. Denn „Worlds Apart“ repariert gewissermaßen, was vom Rock’n’Roll noch übrig ist in Zeiten von Linkin Park und Evanescence. In Zeiten, in denen die Benennung des Immergleichen längst wichtiger geworden ist als der Akt des Zuhörens und in denen dank Computer-Technologie jeder Depp mit wenigen Handgriffen zum dilettierenden Komponisten aufsteigt, wie Keely selbst in seinem zur Platte verschickten Essay „Death Of The Enlightened Amateur“ aufzeigt. Jubelnde Teenies bekommen ein beherztes „Fuck you, man!“ an die MTV-versauten Baggy-Jeans genagelt, bevor im vorwärts stolpernden Titeltrack exemplarisch der eigene Standpunkt zementiert wird: „Random lost souls have asked me:/ ‚What’s the future of Rock’n’Roll?’/ I say: ‚I don’t know/ Does it matter?’“ Nicht, wenn man solch schlagende Argumente parat hat! Denn wo die Interims-EP „The Sectet Of Elena’s Tomb“ sich allzu ungebrochen dem Schönklang verschrieben hatte, treffen …Trail Of Dead mit ihrer entfesselten, expressionistischen Bilderstürmerei diesmal wieder mitten ins Mark: So warten mit „Let It Dive“ oder dem geradezu klassischen Roots-Rocker „The Summer Of ’91“, an dem gar Wilco Freude hätten, Songs auf ihre breitflächige Entdeckung, die so vorbehaltlos und rasch zünden wie noch nichts zuvor im Kanon der Texaner. Die Pop sind – und dies auch sein wollen!

    An allen Ecken und Enden ist schier die Hölle los in diesen prallvollen 45 Kopfhörer-Minuten, die mit majestätischen Orchesterklängen beginnen, sich durch einen unfassbar dichten Subtext schlängeln und in atonalen Geigen-Glissandi ersterben: Das sich in einen wahren Rauschzustand hinein steigernde, hell funkelnde „Will You Smile Again?“ birst fast vor Reichtum und Reife, bevor die instrumental bislang atemberaubendste T.O.D.-Achterbahnfahrt überhaupt, „A Classic Arts Showcase“, der eigenen postmodernen Übersättigung ratlos in die Augen blickt: „White glow of the TV set (…) here I am comfortable/ In arm’s reach from the black remote“, heult Keely. Vor 100 Jahren sagte man zu so etwas ennui – und brach aus Langeweile den Ersten Weltkrieg vom Zaun. Dazwischen gellen Schreie, zwitschern Vögel, kreischen Möwen, weint hemmungslos eine Frau. Selbst vor Elektro-Beats („The Lost City Of Refuge“), Queen-Pomp, Bowie-Reminiszenzen sowie einem russophilen Streicher-Schnipsel im Walzer-Takt schreckt man nicht mehr zurück. Höchstens die mächtige Noise-Walze „Caterwaul“ – mit stupendem Piano-Interlude ausgestattet – gebärdet sich wie ein marodes Atomkraftwerk Sekunden vor der Kernschmelze. Rock’n’Roll sei wehleidig geworden, beschwert sich Keely in „Worlds Apart“ völlig zu Recht. Diese Platte, an der …Trail Of Dead über ein halbes Jahr im eigenen Studio gefeilt und geschwitzt haben, ist soviel mehr als bloß ein schlagkräftiges Gegengift für seine Diagnose: Sie ist uferlose, große Musik, jenseits jeglicher Schranken oder Kategorien. Ist wärmendes Paralleluniversum. Ein Fanal wider den Stumpfsinn, verdammt noch mal.

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