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    The Mars Volta
    Frances The Mute

    VÖ: 21.02.2005 | Label: Universal
    Text: Ingo Neumayer
    Platte des Monats
    The Mars Volta - Frances The Mute

    Sie haben es getan. Mal wieder und einfach so. Als ob es nichts leichteres gäbe, legen The Mars Volta abermals ein verdammtes Wunder- und Meisterwerk vor.

    Die Zweifel an einer weiteren Messlattenlegung, die man angesichts ihres ungesunden Lebenswandels, vor allem aber aufgrund der Genialität des Debüts „De-Loused In The Comatorium“ hatte, werden auf „Frances The Mute“ schneller atomisiert als man „At The Drive-In-Nachfolgeband“ buchstabieren kann. Und zwar mit Pauken und Trompeten, auf Spanisch und im 7/4-Takt. Sicher, man weiß inzwischen, wozu diese Band in der Lage ist. Auf den Überraschungseffekt des Debüts können The Mars Volta im Jahr 2005 nicht mehr bauen. Dafür aber auf ihre Fähigkeiten als Musiker, die nun schon seit knapp zwei Jahren zusammenspielen. Und die sind schlicht umwerfend: Einer der besten Schlagzeuger, die zur Zeit Rockmusik machen. Ein Bassist, der von der Band liebevoll „Salsa-Gott“ genannt wird. Ein Sänger, der inzwischen seine ganz eigene Art der Artikulation gefunden hat und in dessen Räuspern mehr Ausdruck steckt als im Gesamtwerk vieler Kollegen. Und schließlich ein musikalischer Kreativkopf, der mit Lust Grenzen sprengt, Freigeistern den Käfig aufschließt und Unvereinbares verbindet. Man höre nur „L’Via L’Viaquez“: Hier werden Rhythmen, Stimmungen, ja Kulturen verschmolzen, wie man es bis dato noch nicht erlebt hat. Salsa und Rock, Latino-Volksmusik und westliche Wut-Soundtracks, sexy Tänzeln und verzweifeltes Brüllen.

    Oder „Cassandra Gemini“, dieser zu Klängen geronnenen Mount Everest, der 8.848 Meter hoch und knapp 33 Minuten lang ist. Dort hinauf schafft es nicht jeder, ohne die drei Sherpas Geduld, Offenheit und Wagemut hat man keine Chance. Schon im ersten Versorgungscamp nach 9 Minuten wird die Luft dünner und die Sinne schärfer. Erhabene Fanfaren ertönen, alles schwillt an, die Neuronen im Hirn pumpen Endorphine ohne Ende. Dann, am Gipfel angekommen, raubt es einem den Atem. Man fühlt sich eins mit sich und dem Kosmos, die Musik wird zum Quartett der Elemente: Mal Luft, mal Erde, mal Feuer, mal Wasser. Keine Frage, das alles bewegt sich oft an der Grenze zur musikalischen Nabelschau, schießt bisweilen auch darüber hinaus. The Mars Volta wissen, dass sie in dem, was sie machen, unerreicht sind. Da zeigt man dann auch gerne mal, was man kann und treibt seine Ideen auf die Spitze. Lässt ein Lied mit minutenlangem Froschgequake, das wie Vogelgezirpe klingt, eröffnen. Betreibt exzessiven Einsatz des Roland Space-Echos, eines Effektgerätes, das in den 70ern in jedem Studio stand und bei richtiger Anwendung ein sonisches Eigenleben entwickelt. Und gönnt sich zwischendrin immer wieder ausufernde Ausholbewegungen zwischen Dub, Can und Brian Eno, die viel Atmosphäre, aber wenig herkömmlichen Song vermitteln und bestimmt dem ein oder anderen den Nerv rauben. Doch wenn man diese von der Band durchaus eingeräumte Attitüde in seine Bestandteile zerlegt, landet man schnell bei den zwei zentralen Merkmalen dieses Albums: Größe und Wahn.

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