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    Pearl Jam
    Gigaton

    VÖ: 27.03.2020 | Label: Republic/Universal
    Text:
    Pearl Jam - Gigaton

    Das elfte Album von Eddie Vedder & Co. entpuppt sich als Grower mit Klassikerpotential. Wie ist die Erwartungshaltung, wenn sich die Nadel zum ersten Mal in die Rille senkt, so lange nach der vorangegangenen Platte?

    Umblasen möge es, alles bisher Dagewesene wegfegen, Veitstänze auslösen. „Who Ever Said“ scheint derlei Anspruch zunächst egal zu sein. Erst ein wenig Synthie-Atmosphäre, dann protoauthentisches Einspielen mit Hi-Hat und knurrigem Bass, die Bassdrum geviertelt, dazu ein altmodisches Riff aus der Hillbilly-Scheune. Das große Lasso wird nicht geschwungen, bis die Band sich etwa nach der Hälfte entschließt, das Pferd nochmal anders herum zu satteln: Luft holen, Steigerung, vom kleinen Raum scheint es auf die Arenabühne zu gehen, wird aus dem muskulösen Spiel fließende Emotion. So viel steckt bereits in diesen ersten Minuten, dass Pearl Jam sich anschließend eine Atempause mit bekanntem Material gönnen. Dabei hat „Superblood Wolfmoon“ schon jetzt einiges an Evergreen-Wohligkeit, während der Aufreger „Dance Of The Clairvoyants“ – wenn man das schon sagen kann – gut gealtert ist, sich nun, mit Blick auf den Tod Andy Gills, fast wie ein Gruß Richtung Gang Of Four anhört. Im Auftakt von „Quick Escape“ klingt es einen Moment lang, als würde Robbie zum Fliewatüüt stapfen, später wechseln sich Funk-Riffs mit Gospel-Anklängen und Kopfstimme ab, peitscht Matt Cameron die Band Richtung Hendrix-Solo. So kreuz und quer geht es weiter: „Alright“ zieht eine Spieldose auf, der Gesang ist zerbrechlich und nahbar. „Seven O’Clock“ webt einen Teppich zwischen 80er-Keyboards und 90er-Ballade. „Never Destination“ bekundet atemlos seine Nähe zu den rotzigeren Vorgängeralben, in reizvollem Kontrast zum eingängigen Chorus von „Take The Long Way“ glänzt schließlich Camerons Taktverkürzung in der Strophe. Es passt zusammen, hat sich möglicherweise gegenseitig befeuert, dass Pearl Jam den Posten des Produzenten nach einem halben Dutzend Zusammenarbeiten mit Brendan O’Brien neu besetzt haben. Der neue Produzent und Mixer Josh Evans blickt unter anderem auf Arbeiten für Soundgarden zurück, hat schon für den guten Ton von Pearl Jams „Can’t Deny Me“ (2018) gesorgt, zudem im Studio X gearbeitet, als Eddie Vedder dort „Into The Wild“ aufnahm. So löst „Gigaton“, erstmals hochauflösend in Dolby Atmos produziert, das ein, was die Vorab-Songs diametral vorwegnahmen: Anything goes, mal selbstreferentiell bis altmodisch, dann wieder gewagt und voller Neugier. Ein Album wie ein amerikanischer Quilt – aus der Nähe betrachtet Stückwerk, mit etwas Abstand ein vielschichtiges Werk, farbenreich und intensiv.

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