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    Joey Cape
    Let Me Know When You Give Up

    VÖ: 05.07.2019 | Label: Fat Wreck
    Text: Christian Wiensgol / Florian Schneider
    Joey Cape - Let Me Know When You Give Up

    Vier-Ohren-Test

    Auf seinem ambitioniertesten Soloalbum spannt Cape wunderschöne Melodiebögen Richtung Lagwagon. Der Sinneswandel kommt nicht zu früh. Denn seien wir ehrlich: Ein weiteres Akustikalbum eines Melodycore-Sängers braucht niemand. Zwar hat auch „Let Me Know When You Give Up“ den ein oder anderen verzichtbaren Country-Einschlag, doch meist wird seine Akustikgitarre durch neue musikalische Wege konterkariert, am deutlichsten im Übergang von „The Love Of My Life“ zu „Fall Down“. Ersteres ist ein gemächlicher Schunkler mit Slidegitarre, dessen Keyboard-Outro durch das harte Gitarrenriff von „Fall Down“ unterbrochen wird. Darin spielt Cape zwei der alten Stärken seiner Hauptband Lagwagon perfekt aus: den Metal-Einschlag und die Unberechenbarkeit. Statt nach der zweiten Strophe erneut im großen Refrain aufzugehen, nimmt der Song einen Umweg über einen ausgedehnten, fulminanten Instrumentalteil. Auch die Songs, die akustisch starten, nehmen nicht selten Fahrt auf. Der Opener und Titelsong lässt sich zwei Minuten Zeit, um schließlich seine Bestimmung in zurückgelehntem Dinosaur-Jr.-Indierock zu finden. Das folgende „I Know How To Run“ erinnert erst an Damien Rice, wird dann aber zur leisen Version eines vergessenen Lagwagon-Klassikers. Und „Fighting Atrophy“ könnte mit lauteren Gitarren glatt als melodischer Dag-Nasty-Hit durchgehen. Dieser Abwechslungs- und Ideenreichtum gepaart mit Capes einmaliger Stimme und Melodieführung lassen sein viertes zu seinem besten Soloalbum werden.
    8/12 Christian Wiensgol

    Joey Capes viertes Album beantwortet die Frage, mit wie wenig man nicht zufrieden sein sollte. Es ist gar nicht mal die Tatsache, dass niemand ein weiteres Akustikalbum eines Melodycore- oder sonstigen Punkrock-Sängers braucht, die an „Let Me Know When You Give Up“ so nervt. Es ist vielmehr die ausgestellte Attitüde der beiläufigen Nahbarkeit, die einem auf den Zeiger geht. Das beginnt mit dem Opener und Titelsong (für den wir wie für den Rest der Platte hoffen, dass er auf CD besser klingt als die Vorab-MP3s, bei denen der Bass wie ein Filter wirkt): Da brummt eine Klimaanlage und mehrfach klingelt Capes Telefon. Wie authentisch das doch ist, nicht? Aber keinesfalls darüber hinwegtäuscht, dass der Song mit seinem ewigen Akustik-Intro viel zu lang ist und seine raunende Gefühligkeit schlicht an einem abperlt. Wo da J Mascis’ manische Gitarren-Arbeit herauszuhören ist, müsste man mir nochmal genauer erklären. Auch „I Know How To Run“ spart sich diese Im-Moment-erwischt-Attitüde nicht, wenn das akustische Anfangsriff mehr schlecht als recht in den schunkelnden Country des eigentlichen Songs übergeht. Natürlich hat Cape eine unverwechselbare Stimme, aber warum macht er daraus so wenig? Vor allem in den Strophen offenbart sich, dass er sich besser schlägt, wenn eine Band mit Power hinter ihm am Werk ist und nicht die „Flaschen leer“ auf diesem Album. Wenn das hier Capes bestes Soloalbum ist, will man die Vorgänger nicht kennenlernen. Man kann auch altern, ohne seinen Biss zu verlieren.
    4/12 Florian Schneider

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