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    Tom Morello
    The Atlas Underground

    VÖ: 12.10.2018 | Label: BMG/Warner
    Tom Morello - The Atlas Underground

    Vier-Ohren-Test

    Tom Morello macht es sich per Nostalgie-Opener selber schwer, ansonsten aber vieles richtig gut. Seine Errungenschaften als grandioser Gitarrist von Rage Against THe Machine und Audioslave sind unvergessen, dürfen aber nicht für schlechte Alben entschuldigen. Auf „The Atlas Underground“ ist das auch nicht nötig, und zwar nicht nur, weil Tom Morello viele Gäste (fast zu viele) geladen und das Weltretten mal nicht über die Musik gestellt hat. Zwar sollen die meisten der zwölf Songs „social justice ghost stories“ sein, vor allem aber geht es um Musik und Morellos unnachahmliche Riffs. Gleich im ersten Song „Battle Sirens“ greift er so tief in die alte Trickkiste, dass nach 90 Sekunden eigentlich Zack De La Rocha loswüten müsste, stattdessen knallen Dubstep-Beats dazwischen. Was hier noch schade, aber gut zusammengebastelt ist, vergisst man mit den vielen richtig guten, folgenden Songs: „Rabbit’s Revenge“ ist ein Grime-Gitarren-Track mit Rap-Parts von Killer Mike und Big Boi, „Every Step That I Take“ stampfender Indierock mit Portugal. The Man und die Riffs in „Lucky One“ sind wie gemacht für den grungigen Gesang von K. Flay. In „One Nation“ überzeugen Pretty Lights’ elektronische Beats zu schreddernden Gitarren und „Lead Poisoning“ reißen RZA und GZA an sich. Grenzwertig wird es, wenn Rise Againsts Tim McIlrath in „How Long“ zu Dubstep brüllt und nach Enter-Shikari-Remix klingt. Trotz all der Features und Facetten klingt „The Atlas Underground“ erstaunlich wenig zusammengestückelt.

    Matthias Möde 8/12

    Tom Morello ist in der Midlife-Crisis. Anders lässt sich sein Interesse an Electro-Schrott nicht erklären. Das ganze Dilemma von „The Atlas Underground“ wird in „How Long“ offensichtlich: Tom Morello und Rise Againsts Tim McIlrath gemeinsam in einem Song, das bekommt man relativ leicht zusammen. Aber wie passt dazu bitte DJ-Darsteller Steve Aoki? Worüber haben sich die drei im Studio unterhalten, falls Morello es nicht so wie Eminem mit Bon Iver auf „Kamikaze“ angestellt hat? Übers Champagnerspritzen oder wurde doch knallhart über den „State Of The Union“ debattiert? Um Musik kann es jedenfalls nicht gegangen sein, denn „How Long“ gehört zu jener Art von generischem US-Boller-Dubstep, den man nur Pep-lobotomisiert ertragen kann. Dieser Song bietet alles, was an elektronischer Musik hassenswert ist, weil er eben nichts mit Musik zu tun hat, sondern rein auf Effekt und Funktion hin produziert ist. Eine maximale Abfahrt, bei der Morellos Beitrag rätselhaft bleibt. In anderen Tracks dieser Platte, die wie eine ohne jedes Gefühl zusammengestellte Compilation anmutet, ist seine Gitarre dagegen omnipräsent. Nur kennt man ausnahmslos alle Riffs bereits aus anderen, viel besseren Zusammenhängen. Richtig unangenehm wird es in „We Don’t Need You“, wenn Rapper Vic Mensa allen Ernstes 9/11-Verschwörungstheorien bedient: „9/11 was a hoax/ It was not a hijack“. Wie sich das mit Morellos politischer Agenda verträgt, müsste er bei Gelegenheit mal erklären. Nur so eine Platte macht er bitte nie wieder.

    Florian Schneider 2/12

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