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    Adam Angst
    Neintology

    VÖ: 28.09.2018 | Label: Grand Hotel van Cleef/Indigo
    Adam Angst - Neintology

    Vier-Ohren-Test

    Mehr denn je eifert Felix Schönfuss seinen Vorbildern Die Ärzte nach. Frau Potz ist tot, lang lebe Adam Angst? Womöglich. Man muss eben akzeptieren, dass die alte, herrlich widerborstige Frau Potz, diese Dame des Deutschpunk, mit einer rostigen Schüppe von einem Mann mit Farin-Urlaub-Maske einen Schlag ins Genick bekommen hat. Und wenn man diese Wahrheit erst einmal verinnerlicht hat und mindestens drei Ärzte-Songs mitsingen kann, ohne Nasenbluten zu bekommen, ist man mit „Neintology“ gut beraten. „Punk“, „Alle sprechen deutsch“, „Immer noch“ oder auch „Alexa“ (das quasi als 2018er-Update zu Farin Urlaubs „Dusche“ funktioniert) geben da den Ton vor: Adam Angst sind jetzt ein bisschen alberner als noch auf ihrem Debütalbum, und ja, das melancholisch-depressive „Damit ich schlafen kann“ hätte auch auf einem Farin-Urlaub-Album seine Daseinsberechtigung gehabt. Adam Angst sind aber auch bekannt für ihre bissige und wichtige Gesellschaftskritik, die durch eingängige Songs viel Gehör findet. Die ist auf dem Album in jedem Song allgegenwärtig und findet deutlich Platz in „Blase aus Beton“, „D.I.N.N.“, der herrlichen Hasstirade „Kriegsgebiet“ (samt tollem Sample-Easter-Egg für Leute, die zu viel Zeit im Internet verbringen und deshalb wissen, wie lang ein ordentliches Bandmaß zu sein hat) oder der starken Gender-Is-Over-Ansage „Alphatier“. Wer Adam Angst mochte, wird an „Neintology“ viel Spaß haben. Wer 2015 schon ausgestiegen ist, wird 2018 allerdings auf keinen Fall zurückkehren.

    Frederik Tebbe 8/12

    Auch mit ihrem zweiten Album bleiben Adam Angst Geschmackssache: Man mag sie – oder man hat welchen. Der 70er-Humor ist das geringere Problem. Wenn Felix Schönfuss olle Geschichten übers typisch Deutsche singt, in denen sich etwa „Punk“ auf „Thailand“ oder „Heim“ auf „Türkei“ reimt, dann gab es das zwar alles schon mal eleganter, treffender und mit erträglicheren Stimmen von Leuten vorgetragen, die ihre Anzüge nicht ganz so schlimm ironisch trugen, aber geschenkt. Das größere Problem ist, dass er diese angestrengte Witzigkeit so ernst meint. Zu Trommelwirbeln, Synthie-Fanfaren, Computergedudel, Klavier-Outros und anderem aufgeblasenen Zirkuskram empört sich „Neintology“ aufs Selbstgerechteste über Primark, Amazons Alexa und Leute, die Adam Angst nur deshalb nicht mögen, weil sie sie mit Hipstern verwechseln. Das muss einem auch erst mal passieren bei einer Band, die in Wahrheit eher wie Die Ärzte ohne Selbstironie klingt. Am hörbarsten sind noch Songs wie „D.I.N.N.“, in dem Schönfuss mal für zweieinhalb Minuten vom hohen Ross steigt, um verhältnismäßig schnörkellos gegen Nazis anzusingen, oder das relativ klassisch deutschpunkige „Immer noch“, in dem er sich mit der Lustigkeit zurückhält, aber das hörte sich bei Frau Potz auch mal besser an. Apropos früher: Wenn wir in letzter Zeit eine Sache gelernt haben, dann dass man sich Bands nur neun Jahre lang pausenlos zurückwünschen muss, damit sie wieder auf Tour gehen. Escapado-Reunion 2020, in welcher Besetzung auch immer!

    Britta Helm 4/12

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