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    Nine Inch Nails
    Bad Witch

    VÖ: 22.06.2018 | Label: Caroline/Universal
    Text:
    Nine Inch Nails - Bad Witch

    Minialbum oder EP? Weil Trent Reznor und Atticus Ross den Abschluss ihrer Trilogie gerne an erster Stelle auf ihren Bandprofilen der gängigen Streaming-Seiten sehen wollen, gaben sie ihn als Minialbum aus und stifteten Verwirrung. Ganz ohne Klimbim steht fest, dass das Finale seine beiden Vorgänger in die Tasche steckt.

    Fasst man aus Spaß „Not The Actual Events“, „Add Violence“ und „Bad Witch“ in einer chronologisch angeordneten Playlist zusammen, entsteht ein Songzyklus, der mit seinen 78 Minuten immer noch auf eine CD passt und den man durchaus Album nennen könnte, wäre er nicht so aufgebläht. In dieser Hinsicht krankt Reznors und Ross‘ Kopfgeburt an derselben Stelle wie 2013 „Hesitation Marks“. Gekürzt um Füllmaterial wäre das hypothetische „Not The Violence Witch“ wiederum die mit Abstand beste NIN-Veröffentlichung seit „With Teeth“, wobei tatsächlich am wenigsten bei „Bad Witch“ subtrahiert werden müsste. Das spannungsarme „I’m Not From This World“ ist so ein Kandidat, doch danach könnte es schwierig werden. Denn wo „Not The Actual Events“ sich noch an den frühen 90ern aufrieb und „Add Violence“ Reznors NIN-Neuanfang um 2005 zum Vorbild hatte, steht es „Bad Witch“ gut zu Gesicht, dass seine Väter länger als geplant über der Produktion brüteten. Die nach den zwei EPs liegengebliebenen Soundskizzen hätten zu vorhersehbar gewirkt, so Reznor, also ging der perfektionistische Dunkelfürst noch einmal härter zur Sache, entstaubte sein Saxophon, fügte Spur um Spur hinzu. Was zunächst irritiert – wo genau im rauschenden Mix von „Shit Mirror“ sind Reznors Frau Mariqueen Maandig und The Cult-Sänger Ian Astbury verborgen? – stößt trotz mangelnder kommerzieller Verwertbarkeit seine Pforten mit jedem Durchlauf etwas weiter auf. Dass „God Break Down The Door“ und der hervorragende Closer „Over And Out“ verdächtig nach einer NIN-Bearbeitung von Bowies Abschiedsvorstellung „Blackstar“ klingen, kann man als Hommage betrachten oder als krampfhafte Suche nach neuen Klängen, schlecht ist es gewiss nicht, zumal Reznors Gesang in beiden Fällen Töne anschlägt, die man so gar nicht von ihm gewohnt ist. Und der Break in „God Break Down The Door“ entschädigt für so manche Enttäuschung der jüngeren Zeit, als man dachte, dass er und Ross sich zunehmend als Score-Komponisten begreifen (sechs Soundtracks in acht Jahren). „I’m the establishments I once rejected“, scherzte 2000 Jim Carrey, als er seinen zweiten Golden Globe in Empfang nahm. Humorverweigerer Reznor mag seit seinem Oscar-Gewinn dasselbe denken – für den Moment findet der zeitweise Nebenschauplatz Nine Inch Nails jedenfalls wieder im Alternative-Sektor statt.

    weitere Platten

    Ghosts VI: Locusts

    VÖ: 26.03.2020

    Ghosts V: Together

    VÖ: 26.03.2020

    Add Violence (EP)

    VÖ: 21.07.2017

    Hesitation Marks

    VÖ: 30.08.2013

    The Slip

    VÖ: 22.07.2008

    Ghosts I-IV

    VÖ: 02.03.2008

    Year Zero Remixed

    VÖ: 20.11.2007

    Year Zero

    VÖ: 17.04.2007

    With Teeth

    VÖ: 03.05.2005